Gold steht wie kaum ein anderer Rohstoff für Stabilität, Vertrauen und nationale Souveränität. Doch wo lagert Deutschlands Gold eigentlich? Und wie sicher ist es wirklich?
In den vergangenen Jahren wurde genau diese Frage immer lauter – nicht nur von Politikern, sondern auch vom Bundesrechnungshof und vielen Bürgerinnen und Bürgern. Die Deutsche Bundesbank hat darauf reagiert und sich zu mehr Transparenz entschlossen. Was hinter den Tresormauern passiert, ist faszinierend – und war lange ein gut gehütetes Geheimnis.
Der Goldschatz der Bundesrepublik im Überblick
Deutschland besitzt eine der größten Goldreserven weltweit. Ein Großteil davon lagert aber nicht in Frankfurt, sondern im Ausland. Diese Praxis stammt aus Zeiten des Kalten Krieges – doch sie ist bis heute nicht vollständig verändert worden.
Tabelle 1: Verteilung der deutschen Goldreserven (Stand 2012)
Lagerort | Anteil in Tonnen | Anteil in % |
---|---|---|
Federal Reserve, New York | 1.536 t | 45 % |
Banque de France, Paris | 374 t | 11 % |
Bank of England, London | 445 t | 13 % |
Deutsche Bundesbank, Frankfurt | 1.036 t | 31 % |
Gesamt | 3.391 t | 100 % |
Warum lagert das Gold nicht komplett in Deutschland?
Die ursprüngliche Idee war Sicherheit. Während des Kalten Krieges wollte man das deutsche Gold im Falle eines sowjetischen Angriffs möglichst weit westlich verwahren. Zusätzlich war der internationale Goldhandel in London und New York sehr aktiv, was eine Lagerung dort praktisch erscheinen ließ. Doch die Zeiten haben sich geändert.
Viele Menschen fragen sich inzwischen: Warum wird das Gold nicht einfach zurück nach Deutschland geholt?
Die Rückholaktion: Ein Schritt in Richtung Vertrauen
Nach langem Druck von Öffentlichkeit und Politik kündigte die Bundesbank 2013 an, einen Teil der Goldreserven nach Frankfurt zurückzuholen. Bis 2020 sollten insgesamt 674 Tonnen Gold aus New York und Paris zurückgebracht werden. Ziel war, mindestens die Hälfte der gesamten Reserven in Deutschland zu lagern.
Tabelle 2: Geplante Rückverlagerung bis 2020
Ursprünglicher Lagerort | Menge zurück nach Frankfurt | Zielbestand in Frankfurt |
---|---|---|
Banque de France | 374 t | 0 t |
Federal Reserve, New York | 300 t | 1.236 t |
Kontrolle: Vertrauen ist gut – Nachzählen ist besser
Ein Kritikpunkt des Bundesrechnungshofs war, dass die Bundesbank ihr Gold im Ausland nie selbst inspiziert hatte. Stattdessen verließ man sich auf schriftliche Bestätigungen der Lagerstellen. Das war vielen nicht genug.
Deshalb hat die Bundesbank damit begonnen, auch im Ausland physische Kontrollen durchzuführen. Einzelne Barren wurden nachgewogen und mit den Bestandslisten abgeglichen. Doch: Die Bedingungen in den Tresoren, vor allem bei der US-Notenbank, erschweren solche Prüfungen.
Was bringt das Gold eigentlich?
Gold zahlt keine Zinsen, aber es bietet Sicherheit. In Krisenzeiten könnte die Bundesbank es nutzen, um kurzfristig Devisen zu beschaffen oder internationale Rechnungen zu begleichen. Auch wenn Gold keinen direkten Nutzen im Alltag bringt, bleibt es eine der wertvollsten Rücklagen des Landes.
Fazit: Transparenz hilft dem Vertrauen
Die Bundesbank hat auf die Kritik reagiert und liefert heute deutlich mehr Informationen als früher. Auch wenn nicht alle Fragen beantwortet sind, hat sich der Umgang mit dem Thema Goldreserven deutlich gewandelt. Ob das Vertrauen der Bürger dauerhaft gestärkt wird, hängt nun davon ab, wie offen man auch in Zukunft mit dem deutschen Gold umgeht. Sicher ist: Mauern aus Gold wecken nicht nur Bewunderung, sondern auch viele Fragen.