Kolumne | Direktnachricht
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Diese Woche überraschte viele die Intensität, mit der Angela Merkel darum bat, noch mehr gegen die Corona-Pandemie zu tun. „So emotional wie selten“, hieß es da. Dabei sahen wir nur eine Person, die sich seit Ewigkeiten den Mund fusselig redet und auf etwas Wichtiges hinweist, ohne dass ihr bisher ausreichend zugehört wurde. Ein Zustand, den vor allem Frauen leider nur zu gut kennen.
Wie bezeichnend ist es da, dass die Forderungen derer, die in Pflegeberufen arbeiten, auch im zehnten Monat dieser Pandemie weiterhin kaum Beachtung finden. Zur Erinnerung: Allein im Bereich der Krankenpflege arbeiten zu 80 Prozent Frauen.
Einige von ihnen nutzen gerade den Hashtag #WirSindUnbequem für mehr Sichtbarkeit und berichten von den oft noch verschlechterten Arbeitsbedingungen seit Corona. „Wisst ihr, was wirklich unbequem ist? Wenn wir nur so arbeiten, wie wir bezahlt werden“, fragt da zum Beispiel eine Pflegekraft. Ebenso geht es um Arbeitgeber, die ihr Personal ausbremsen oder gar bestrafen, wenn dieses sich gegen unzumutbare Verhältnisse wehrt – weshalb es umso wichtiger ist, dass sich auch Menschen außerhalb der Pflege solidarisch einmischen. Und es geht um falsche Prioritäten der Politik, die um mickrige Boni für Pflegende feilscht, während Einkaufen zur patriotischen Aufgabe erklärt wird. Muss es echt erst betont werden, dass Tote nicht shoppen können?
Der Pflegenotstand existiert schon viel zu lange, und die Pandemie hat diesen unerträglichen Zustand quasi angezündet. Kurzfristig kann der herrschende Personalmangel allerdings nicht ausgeglichen werden. Auch deshalb muss das oberste Gebot sein, die Gesamtanzahl der Coronafälle so niedrig wie möglich zu halten, um das Pflegepersonal zu entlasten und zu schützen. Die bisherige „Strategie” ist keine, sondern für Pflegende eine Posttraumatische Belastungsstörung mit Ansage. Dabei hat der lange Winter erst begonnen. Die Auswirkungen von Long Covid sind da noch nicht einmal einkalkuliert, aber programmieren nächste Engpässe bereits vor.
Wir alle sind von einer guten Pflege abhängig. Wir möchten uns oder unsere Liebsten im Fall der Fälle einwandfrei versorgt wissen, um bestmöglich zu genesen. Wir alle möchten keine Angst haben müssen, der Triage zum Opfer zu fallen. Alles dafür zu tun, sollte sich von selbst verstehen.
All I want for Christmas ist harter Lockdown – und jede nur erdenkliche Unterstützung für alle Pflegenden.