Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Ihnen auf illegalen Film- oder Musikseiten plötzlich Werbung für bekannte Marken wie Panasonic, WMF oder Postbank begegnet? Die Wahrheit ist: Diese Firmen wissen davon oft nichts.
Das Problem heißt „Badvertising“ – also schlechte Werbung. Sie landet ungewollt auf Webseiten, die Urheberrechte verletzen oder sogar kriminelle Inhalte verbreiten.
Wie funktioniert das?
- Große Unternehmen schalten ihre Werbung über Netzwerke wie Google AdSense.
- Diese Netzwerke verteilen die Werbebanner automatisch – auf tausenden Seiten weltweit.
- Illegale Seiten profitieren davon: Jeder Klick bringt Geld.
Ein Milliardengeschäft für Kriminelle
Laut Experten verdient die organisierte Internetkriminalität über 1,3 Milliarden Dollar im Jahr mit Werbung auf Piraterieseiten. Und das betrifft auch deutsche Firmen.
Beispiele:
- Knuspr.de: Der Supermarkt-Dienst war geschockt, als er auf einer illegalen Seite auftauchte.
- SIXT: Auch hier landete Werbung im falschen Umfeld – ohne Wissen des Unternehmens.
Warum kann das passieren?
Das System der digitalen Werbung ist komplex und intransparent:
- Es funktioniert wie eine Börse: Wer bietet am meisten für einen Werbeplatz?
- Viele Zwischenhändler sind beteiligt.
- Die Verantwortung für die Platzierung wird hin- und hergeschoben.
Bharat Kapoor, Chef der asiatischen Markenschutzfirma SIPI-ip, sagt:
„Es fehlt oft die Sorgfalt, wer in dieser Kette mitverdient.“
Was sagen die Werbefirmen?
Viele Unternehmen setzen auf „Brand Safety“, also Markenschutz. Sie wollen nicht in kritischem Umfeld erscheinen. Doch die technischen Schutzsysteme greifen nicht immer. Selbst Google konnte auf Nachfrage keine klare Antwort geben, wie Anzeigen auf illegale Seiten gelangen.
Peter Szyszko vom britischen Tech-Unternehmen White Bullet bringt es auf den Punkt:
„Würden Firmen Drogenhandel finanzieren, gäbe es einen Aufschrei. Hier bleibt er aus.“
Was tut die Politik?
Leider zu wenig:
- Die EU setzt auf freiwillige Selbstverpflichtungen.
- In Deutschland fehlt eine zentrale Behörde zur Bekämpfung dieser Online-Kriminalität.
- Ein Versuch, über eine Schiedsstelle Blacklists zu regeln, scheiterte am Kartellrecht.
Volker Rieck, Geschäftsführer eines Anti-Piraterie-Dienstes, warnt:
„Es wurden verantwortungsfreie Räume im Netz geschaffen. Das ist ein gefährlicher digitaler Fallout.“
Was sollte passieren?
Damit legale Firmen nicht länger ungewollt illegale Geschäfte unterstützen, braucht es:
- Klare gesetzliche Regeln für Online-Werbung
- Haftung auch im digitalen Raum
- Technische Aufsicht durch Behörden
- Und vor allem: mehr Transparenz