Turbulenz und Stille – Der doppelte Kosmos des Nicolai Makarov

Turbulenz und Stille – Der doppelte Kosmos des Nicolai Makarov

Redaktion

Kultur

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Der Berliner Künstler Nicolai Makarov ist ein Mann der Gegensätze. Seine Kunst lebt von der Ruhe und Tiefe, seine Biografie von Bewegung und lauten Momenten. In einem Gespräch mit Irena Nalepa wird deutlich: Makarov ist nicht nur Maler, sondern auch Museumsdirektor, philosophischer Denker – und gelegentlich Gastgeber wilder Feste. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens seines „Museums der Stille“ reflektiert er über den Wert von Rückzug, Klanglosigkeit und seine ganz eigene Idee von Zeitlosigkeit.

Ein Ort des Rückzugs inmitten der Großstadt

Mitten in der pulsierenden Metropole Berlin schuf Makarov einen Gegenpol zur urbanen Reizüberflutung. Das „Museum der Stille“, 1994 erstmals eröffnet und nun nach einer Pause neu eingeweiht, ist mehr als ein Ausstellungsraum. Es ist ein Ort der Konzentration, der Entschleunigung – ein Raum, der mit dem Besucher spricht, ohne ein Wort zu sagen.

  • Kein Tageslicht, keine Geräusche.
  • Rote Wände, weicher Teppich, zurückhaltendes Mobiliar.
  • Ein einziges monumentales Bild – eine Landschaft, dunkel und offen für Deutungen.

„Der Weg führt zum Berg. Dahinter: Energie. Licht. Vielleicht Erkenntnis.“, sagt Makarov selbst über sein Werk.

Die stille Inspiration: Rothko und Raum

Die Idee für das Museum entwickelte sich in den wilden 1990er-Jahren. Berlin war im Aufbruch, Baustellen und schrille Kunst bestimmten das Bild. Makarov dagegen wollte einen stillen Gegenakzent setzen. Inspiriert wurde er von Mark Rothkos Kapelle in Houston: ein minimalistischer Raum, der den Besuchenden in eine meditative Haltung versetzt.

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Auch in Berlin verfolgte Makarov konsequent diesen Ansatz – mit architektonischer Unterstützung namhafter Gestalter wie Sergei Tchoban oder Max Dudler, deren Modelle für Räume der Stille nun Teil der Ausstellung sind.

Malerei als Philosophie

Makarovs Stil folgt keiner Mode. Seine Werke verbinden klassische Techniken mit modernen Methoden wie Airbrush. Seine Themen kreisen um Ursprünge, um seelische Konstanten, um spirituelle Bewegung.

„Ohne Stille kein Leben“, sagt Makarov – und meint damit nicht nur akustische, sondern auch geistige Ruhe.

Künstlerische Merkmale in Stichpunkten:

  • altmeisterliche Technik
  • moderne Werkzeuge (z. B. Airbrush)
  • symbolische Landschaften
  • Fokus auf Licht, Weg und Übergänge
  • kreisförmige Wiederkehr statt linearem Fortschritt

Zwischen Kontemplation und Kakerlaken

Trotz aller Kontemplation gehört auch das Lautstarke zu Makarovs Biografie. Legendär waren seine Kakerlaken-Rennen, seine russischen Wodka-Partys und die ausgelassenen Neujahrsfeiern mit viel Musik und noch mehr Geschichten. Diese verspielte, anarchische Seite hat er sich bewahrt – auch wenn er sagt, die Kakerlaken seien inzwischen in Rente. Der Künstler bleibt aber offen dafür, den Stab weiterzugeben – und plant neue Feste.

„Ich bin sehr kindlich geblieben. Das Toben gehört für mich genauso dazu wie das Schweigen.“

Stille als Statement

In einer Zeit voller Ablenkung wird Stille zur Provokation – und zum Angebot. Das „Museum der Stille“ ist ein Appell, innezuhalten. Makarovs Werk und sein Lebensprojekt zeigen: Kunst kann eine Tür öffnen, zu sich selbst – aber nur, wenn man bereit ist, die Geräusche draußen zu lassen.

Fazit:

Nicolai Makarov lebt zwischen Gegensätzen – und genau darin liegt seine Kraft. Er verbindet das Spielerische mit dem Spirituellen, das Russische mit dem Berlinerischen, das Schrille mit dem Stillen. In seinem Museum begegnet man nicht nur Bildern, sondern einer Haltung: Stille als Lebenskunst.

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