Das Jüdische Museum Berlin zeigt mit einer neuen Ausstellung, wie vielfältig, lebendig und alltäglich jüdisches Leben in Deutschland heute ist – und das auf besonders kreative Weise: mit dem hebräischen Alphabet als roten Faden. Hinter jedem der 22 Buchstaben verbirgt sich ein Aspekt der jüdischen Gegenwart.
Ein Symbol für Rückkehr, Erinnerung und Zukunft
Die Ausstellung trägt den Titel „A wie Jüdisch – In 22 Buchstaben durch die Gegenwart“. Jeder Buchstabe steht dabei für ein Schlagwort oder Thema aus dem jüdischen Alltag:
- Kaf steht für „koscher“, also das jüdische Speisegesetz – mit einem Beispiel: Automaten für koschere Süßigkeiten.
- Schin steht für „Schabbat“, den wöchentlichen Ruhetag. Besucher erfahren, warum an diesem Tag das Smartphone ausgeschaltet bleibt.
Die Idee dahinter ist einfach und gleichzeitig berührend: Jüdisches Leben findet nicht nur in Ritualen statt – sondern mitten im Alltag. In Berlin. Heute.
Beispiele aus der Ausstellung: Hebräisches Alphabet im Alltag
Buchstabe | Thema | Inhalt |
---|---|---|
א Alef | Anfang | Jüdische Kindheit und Bildung |
כ Kaf | Koscher | Speisegesetze im Supermarkt |
ש Schin | Schabbat | Ruhe und Rituale im digitalen Zeitalter |
מ Mem | Mizwa | Gutes Tun als religiöse Verpflichtung |
ל Lamed | Lernen | Bedeutung von Wissen im jüdischen Leben |
Ein neues Leben – nach dem Völkermord
Wer die Ausstellung besucht, wird unweigerlich daran erinnert: Dass es heute jüdisches Leben in Berlin gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein kleines Wunder. Im Mai 1945 lebten kaum noch 1500 Juden in Berlin. Heute sind es wieder etwa 15.000. Viele gehören einer der beiden jüdischen Gemeinden an, manche sind säkular oder anders religiös gebunden.
Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, wenn man sich die historische Dimension bewusst macht:
- Ab 1933 begannen Entrechtung und Verdrängung aus dem öffentlichen Leben
- Ab 1941 folgten Deportationen, Verstecke und Überlebenskampf
- Nach 1945: fast vollständige Auslöschung jüdischen Lebens in Berlin
Hilfe im Verborgenen: Die „Stillen Helden“
Dass überhaupt jüdisches Leben überlebt hat, liegt an Menschen, die mutig halfen und Widerstand leisteten. Eine andere Ausstellung in Berlin erinnert daran: „Stille Helden“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zeigt, wie über 1700 jüdische Berliner untertauchten – unterstützt von Zehntausenden, die Essen, Verstecke und Schutz boten.
Zahlen, die erinnern
Zeitabschnitt | Anzahl jüdischer Berliner |
---|---|
Mai 1945 | ca. 1500 |
Heute (geschätzt) | ca. 15.000 |
Untergetauchte 1941–45 | etwa 7000 |
Davon überlebten | ca. 1700 |
Die Ausstellung – und was sie zeigt
Die Ausstellung will nicht nur informieren, sondern auch vermitteln, wie jüdisches Leben heute aussieht: Vielfältig, offen, modern – aber auch verwurzelt in Geschichte und Erinnerung. Das hebräische Alphabet dient dabei als kulturelle Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Themen der Ausstellung im Überblick:
- Religion im Alltag – vom koscheren Essen bis zu Feiertagen
- Jüdische Identität – zwischen Tradition und Moderne
- Kunst, Musik, Sprache – jüdische Kreativität in Berlin
- Begegnung mit dem Judentum – interaktive Elemente laden zum Mitdenken ein
Fazit: Eine Ausstellung, die Wissen mit Gefühl verbindet
„A wie Jüdisch“ ist mehr als eine alphabetische Schau jüdischer Kultur. Sie ist ein lebendiges Zeugnis der Rückkehr des jüdischen Lebens nach Deutschland. Wer sie besucht, lernt nicht nur hebräische Buchstaben – sondern Geschichte, Gegenwart und Hoffnung.
Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10 bis 20 Uhr im Jüdischen Museum Berlin.