Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
im Internet-Deutsch würde, was Sie in diesem Hauptstadtbrief am Sonntag lesen können, unter die Rubrik trending topics fallen. Eine eigentümliche Bezeichnung, steht sie doch gerade für den eigentümlichen Herdentrieb, den die Algorithmen produzieren, oft die Ursache dafür, dass gerade die falschen und unschönen „Nachrichten“, die aber eben bombastisch daherkommen, gelesen und weiterverbreitet werden und den oft beschworenen Diskurs, von dem Demokratien leben, zur ungenießbaren Grütze verkommen lassen.
Unsere Autoren Daniel Leisegang, der von den Kapriolen um Facebook berichtet, und Moritz Küpper, der die Gemengelage der Union nach dem stündlich zu erwartenden Abgang Armin Laschets durchforstet, setzen dagegen im besten Sinne auf klare und kluge Analyse.
Leisegang, Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik, einer der tiefgründigsten Monatszeitschriften, die es in Deutschland gibt, benennt die Fehler, Versäumnisse und glatten Falschaussagen des Tech-Riesen in gebotener Schärfe.
Küpper, Deutschlandfunk-Redakteur und Laschet-Biograf, beschreibt mit historischem Gespür und genauer Kenntnis der aktuellen innerparteilichen Frontlinien die Schwierigkeiten, die Kanzlerwahlvereine befallen, wenn sie keine Kanzlerin mehr haben, die sie wählen können.
Günter Bannas zeigt in seiner Kolumne Aus dem Bannaskreis, wie verwickelt auch dort, wo bald viele Posten zu vergeben sein dürften, deren Besetzung sein wird. Wer wird Bundestagspräsident – und welcher Partei wird sie angehören, womöglich nicht der stärksten Fraktion?
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*Die so treffende Verballhornung der zum Facebook-Konzern gehörenden Plattform Instagram zu Instagrief, auf Deutsch etwa „Sofortiges Betrübnis“, ist übrigens der fabelhaften und für den Deutschen Buchpreis nominierten Autorin Mithu Sanyal zu verdanken. Wer „Identitti“, ihren gewitzten und horizonterweiternden Roman noch nicht gelesen hat, darf sich auf so lohnenswerte wie vergnügliche Lektüre freuen.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche
Ihr Detlef Prinz