Viel Gewese wurde einst um die etwas aufgeblasenen Abschiedsworte Joschka Fischers gemacht. Als er nach dem Regierungswechsel 2005 als Außenminister abtrat, bezeichnete er sich selbst als „der letzte Live-Rock’n’Roller der deutschen Politik“. Nach ihm komme „in allen Parteien die Playback-Generation“.

Diese Woche verabschiedete sich eine weniger exzentrische, aber ebenso prägende Figur der deutschen Politik der vergangenen Jahrzehnte. Nach zwölf Jahren an der Spitze der hessischen Landesregierung trat Volker Bouffier ab. Die FAZ würdigte ihn als den Typus Politiker, für den der Titel des Ministerpräsidenten besonders passe, „mit Betonung auf Präsident“. Allseits wurde Bouffiers Rollenwechsel vom typischen Law and Order-Innenminister zum integrativen Landesvater gewürdigt. Die von ihm in Wiesbaden erfolgreich geführte schwarz-grüne Regierung war die erste ihrer Art in einem Flächenstaat und ist derzeit auch anderenorts ziemlich en vogue.

Bis zu einem schweren Autounfall spielte Bouffier Basketball für den MTV Gießen, schaffte es bis in die Jugendnationalmannschaft und träumte, wie jeder echte Spieler, von der NBA. Aber auch nach dem erzwungenen Karriereende blieben die besonderen Lektionen des beautiful game immer präsent. In einem Rückblick auf seine Zeit auf dem Feld erzählte Bouffier einst sehr anschaulich davon: „Dass man ein Team ist und als Einzelner Verantwortung übernimmt, dass man sich als Sieger großartig fühlt und als Verlierer nicht untergeht. Dass es manchmal super klappt – Cha-Cha-Cha linksrum, Augen zu, Dunking, alles kein Problem – und dass manchmal, wenn alles ganz einfach scheint, wenn du den Ball eigentlich nur noch im Korb ablegen musst, gar nichts funktioniert, das sind Erfahrungen, die für mich prägend waren.“ Kein Sport, in dem individuelle Fähigkeiten und Teamspiel so sehr voneinander abhängen, sich zu einem glanzvollen Ganzen fügen oder in grobem Gezeter gegenseitig kaputtmachen können. Geben und Nehmen. Die Metapher ist dann schon ein klassischer pick’n’roll-Spielzug: Für Koalitionen dürfte Ähnliches gelten.

Kein größerer Ehrentitel: Bouffier ist und bleibt ein echter Baller.