Bürgerinnengeld

Postskriptum

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Bürgerinnengeld

Postskriptum

Die Pläne der Bundesregierung zum Bürgergeld haben derzeit keine gute Presse. Selbst der Spiegel erkennt in Teilen des Gesetzentwurfs „eine Verhöhnung von Arbeit, Fleiß und Leistungsethos“. Friedrich Merz und die Union im Bundestag nutzten ihren Freifahrtschein und polemisierten nach Herzenslust, während die baden-württembergische CDU-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut im Bundesrat sehr viel konzilianter klang – für die Verabschiedung des Gesetzes in der Länderkammer wird es auch auf die Zustimmung der grün-schwarzen Stuttgarter Landesregierung ankommen.

Vor dem nun anstehenden Vermittlungsverfahren wäre den Beteiligten die Lektüre von Mareice Kaisers neuem Buch „Wie viel. Was wir mit Geld machen und was Geld mit uns macht“ (Rowohlt Polaris) wärmstens zu empfehlen. Der Journalistin, die mit dem „Unwohlsein der modernen Mutter“ im vergangenen Jahr viel Beachtung erhielt und auf den Bestsellerlisten landete, gelingt es in ihrem jüngsten Essay erneut, vermeintlich durchdiskutierte Fragen „behutsam und mitreißend“ (Maria-Christina Piwowarski) durchzuspielen. Das funktioniert so persönlich-offen, wie es die Generation Instagram gewohnt ist, so erhellend und horizonterweiternd, wie es große Reportagen vermögen, erzählt in den Geschichten eines Flaschensammlers, eines „Selfmade Multi-Millionärs“ oder einer reichen Erbin, die sich für höhere Erbschaftssteuern einsetzt. „Wie viel“ funktioniert aber auch ganz klassisch wie ein volkswirtschaftliches und soziologisches Sachbuch in gewitzten Exkursen über Karl Marx, Pierre Bourdieu und Christoph Butterwegge.

Die doppelte Pointe des Essays steckt gleichwohl in der politischen Quintessenz jenseits von Umsturz, Utopie oder antikapitalistischer Romantik. Die Autorin spießt gegenwärtige und längerfristige Schieflagen des Systems auf, etwa den Umstand, dass der Energiekonzern RWE für den Abbau von Braunkohle 500 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr verbraucht – und während Privatpersonen 4,40 Euro pro Kubikmeter zahlen, zahlt RWE für einen Kubikmeter nur 0,05 Euro. Kaiser beklagt, dass Kapital- und Gewinnsteuern seit der Ära Helmut Kohls abgeschafft, ausgesetzt oder gesenkt wurden, und plädiert nüchtern und sachlich für ein einfacheres und gerechteres Steuersystem. Friedrich Merz soll daran auch einmal Interesse gehabt haben. Das wäre mal ein interessantes Vermittlungsverfahren.

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