Kolumne | Aus dem Bannaskreis
Kolumne | Aus dem Bannaskreis
Armin Laschet wollte nicht in die Fußstapfen Norbert Röttgens treten, dessen Kandidatur 2012 für das Amt des NRW-Ministerpräsidenten nicht zuletzt daran scheiterte, dass er sich nicht festlegen wollte, ob er im Falle einer Niederlage nicht doch lieber in Berlin Umweltminister bleiben wolle.
Röttgen verlor beides. Für Laschet war angesichts der Unruhe in seinem CDU-Landesverband die Zeit des schwurbelnden Offenhaltens jetzt vorbei. „Mein Platz ist nach der Bundestagswahl in Berlin“, teilte Laschet der FAZ mit. Das heißt: Vom Herbst an wird Laschet, wie immer es für ihn bei der Bundestagswahl kommt, nicht mehr Chef der Landesregierung in Düsseldorf sein. Die Zeit drängte. Im Mai 2022 stehen Landtagswahlen an: Sein Nachfolger als Ministerpräsident braucht Zeit, sich zu profilieren. Erste Kandidaten (Verkehrsminister Hendrik Wüst) brachten sich schon in Stellung. Auch die aufgekommene Debatte, wann der Nachfolger Laschets als CDU-Landeschef gewählt werden soll, im Sommer oder im Herbst, drohte zu Lasten des Unions-Kanzlerkandidaten zu gehen.
Vergleichbare Fälle waren unterschiedlich gelagert. Markus Söder wäre mit dieser Fragestellung nicht belastet. Die CSU-Kanzlerkandidaten, Franz Josef Strauß (1980) und Edmund Stoiber (2002), blieben nach ihren Niederlagen Ministerpräsident in Bayern. Niemals würde die CDU nach dem Scheitern eines CSU-Mannes diesem auch noch das wichtige Amt des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden überlassen.
Willy Brandt (SPD) war der erste Landesregierungschef, der als Kanzlerkandidat antrat. Trotz guter Ergebnisse (1961 und 1965) verlor er und blieb – vorerst – Regierender Bürgermeister in Berlin. Auch die SPD-Ministerpräsidenten Johannes Rau (Nordrhein-Westfalen) und Oskar Lafontaine (Saarland) zogen es nach Niederlagen 1987 und 1990 vor, ihre Regierungsämter daheim zu behalten – getreu dem cäsarischen Motto „lieber der Erste hier als der Zweite in Rom“.
Zwei Rheinland-Pfälzer machten es anders: Helmut Kohl (CDU, 1976) und Rudolf Scharping (SPD, 1994) suchten nach vergeblichen Kanzlerkandidaturen ihr Glück nicht mehr in Mainz, sondern in der Bundespolitik. Doch beide waren mit 46 Jahren viel jünger als der heute sechzigjährige Laschet. Ob ihm die Union eine Niederlage im Herbst nachsehen würde? Eher würden Söder und seine Freunde in der CDU den Schlager „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“ (Dorthe, 1968) anstimmen – samt Refrain „Schöner Playboy, du wirst nie ein Cowboy sein“.