Der Geist der Repräsentation

Editorial des Verlegers

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Der Geist der Repräsentation

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

es mag abzusehen gewesen sein, dennoch hat das Scheitern der Parlamentsreform etwas Klägliches. Die Abgeordneten aller Fraktionen im Deutschen Bundestag dürften sich bewusst sein, dass ein noch weiter anwachsendes Parlament den Menschen im Land nicht, wie es neudeutsch heißt, vermittelbar ist. Dennoch waren sie nicht in der Lage, in eigener Sache zu einer überfälligen Neuregelung zu finden.

Ich kann mir keinen besseren Autor als den Politikwissenschaftler Frank Decker vorstellen, um diese Fehlleistung zu erklären und zu deuten. Mit analytischer Schärfe, aber zugleich auch politologischem Herzblut benennt der Bonner Wissenschaftler im Hauptstadtbrief am Samstag Ursachen und Schuldige. Und weist den Weg, doch noch zu einer vernünftigen Reform zu kommen. Die Angelegenheit mag etwas vermeintlich bloß Verfahrenshaftes an sich haben, aber kein Zweifel, die technischen Details der Repräsentation, die Zusammensetzung der Volksvertreterinnen und -vertreter sind eine Kernfrage der Demokratie.

Um große, aber zugleich ungemein konkrete Fragen eines demokratischen Gemeinwesens geht es auch im zweiten Beitrag des Hauptstadtbriefs. Oliver Rolofs, selbst Oberstleutnant der Reserve, hält ein klug abwägendes, aber auch sehr engagiertes Plädoyer für eine allgemeine Dienstpflicht. Das geht, und das ist wichtig, über die wichtigen Fragen der zukünftigen Gestaltung und des Aufbaus der Bundeswehr hinaus. Entwicklungshilfe, Katastrophenmanagement, Umweltschutz – das sind nur drei von vielen Bereichen, in denen eine Dienstpflicht unterstreichen könnte, wie Rolofs schreibt, dass „Staat und Gesellschaft kein abstraktes Konstrukt sind, sondern eine Gemeinschaftsleistung“.

Ich verbleibe mit herzlichen Grüßen – bis morgen

Ihr Detlef Prinz

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