Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
der Beitrag unseres Korrespondenten Thore Schröder aus Afghanistan und die dort zurückgebliebenen Helfer und Mitarbeiter der Bundeswehr hat mich erschüttert zurückgelassen.
Das politische Personal, ob aus der ersten oder einer hinteren Reihe, hat im Zuge der Rückkehr der deutschen Soldaten nach beinahe 20 Jahren am Hindukusch keine gute Figur abgegeben. Ja, es hieß, die Soldatinnen und Soldaten hätten bei ihrer Ankunft am Flughafen immerhin nicht noch eine Reihe von hochtrabenden bis halbaufrichtigen Reden anhören müssen– aber hätte nicht die bloße Präsenz der Regierung und des Parlaments ein Zeichen sein können? Nun soll es immerhin Ende August einen Großen Zapfenstreich vor dem Reichstag geben.
Was aber geschieht derweil, das ist die drängende Frage Schröders in seinem Beitrag für diesen Hauptstadtbrief am Sonntag, mit den zurückgelassenen Frauen und Männern, die, ob direkt oder indirekt, für die Bundeswehr vor Ort gearbeitet haben? Und die, auch das beschreibt Schröder, nun gleich doppelt gefährdet sind, durch die sich wieder auf dem Vormarsch befindlichen Taliban – und ihre Tätigkeit für die deutschen Truppen. Es ist zu befürchten, dass bei den Terroristen keine Unterscheidungen zwischen Tätigkeiten für die offiziellen „deutschen Dienststellen“ und „nur“ inoffiziellen getroffen werden.
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Im zweiten Beitrag diese Woche erklärt Oliver Rolofs die Zusammenhänge, die hinter dem Cyberangriff auf Bitterfeld diese Woche stecken – und welche Gefahren für Politik und Wirtschaft damit einhergehen. Rolofs zufolge ist Deutschland nicht oder nur unzureichend vorbereitet, ja, hat die Politik das Problem noch gar nicht richtig zur Kenntnis genommen. Unser Autor verweist in diesem Zuge auch auf die bitteren Erkenntnisse, die die Pandemie über Kritische Infrastrukturen zu Tage gefördert hat. Kein Vertun: Deutschland braucht eine verwaltungstechnische und technologische Revolution.
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Günter Bannas hat für seine heutige Kolumne Aus dem Bannaskreis nachgezählt – und kommt zu einigen interessanten Beobachtungen, was es mit Armin Laschets Versprechen, ein Kabinett mit der gleichen Anzahl von Frauen und Männern zu bilden, so auf sich hat – wie immer lehrreich und mit jener Prise Süffisanz verfasst, die besonderes Vergnügen bereitet.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche
Ihr Detlef Prinz