Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
man muss kein empirischer Sozialforscher sein, um zu spüren, dass die Covid-Müdigkeit in Deutschland grassiert, ein Gefühl, das mit einer Verharmlosung der Gefahren gar nichts zu tun haben muss. Auch der nun diese Woche vorgelegte Fahrplan der Bundesregierung mag sinnvolle oder eigentümliche Züge tragen. Aber das ganze Ausmaß der kreativen und pragmatischen Unzulänglichkeit, der Schlaffheit des Engagements, der geringen action wurde in seiner Tiefe und Breite so recht erst bewusst durch den Beitrag, den der Corona-Experte Frank Hofmann uns für diesen Hauptstadtbrief am Sonntag gesandt hat – und für den wir ihm dann auch gleich die ganze Seite freigeräumt haben.
Hofmann steht in ständigem Kontakt mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, kennt sich im politischen Betrieb in Berlin aus und verfolgt die Pandemie-Bekämpfung im Ausland.
Seine sehr gut informierte Abrechnung ist ein erschreckend schlechtes Zeugnis für die Leistungs- und Schutzfähigkeit Deutschlands.
Die Bundesregierung und die sich oft allzu wetterwendisch verhaltenden Ministerpräsidentinnen und -präsidenten in den Ländern haben daran einen Anteil, aber es stellt sich doch die Frage, ob es sich nicht – auch wenn das Wort oft so verwendet wird, dass sich keiner direkt gemeint fühlen muss – um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt.
Auf jeden Fall verweist diese Frage aber wieder an uns alle und das, was wir dazu beitragen können und müssen, damit wir aus dieser gegenwärtig so prekären und gefährlichen Lage wieder herauskommen.
In seiner Kolumne Aus dem Bannaskreis bereitet es Günter Bannas süffisantes Vergnügen, die jüngsten Wendungen und Windungen in Unionskreisen und ein schwarz-gelbes Bündnis nach der Bundestagswahl schon mal rhetorisch etwas vorzubereiten.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche
Ihr Detlef Prinz