Postskriptum
Postskriptum
Endlich wieder einmal eine schöne, so richtig gesellschaftlich wichtige und wertvolle Debatte. Der Bundespräsident findet die Idee ja auch richtig dufte.
„Pflichtdienst für junge Menschen“ – da können die selbstbezogenen handysüchtigen partyversessenen Ichlinge in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Kindergärten endlich aus ihren Wohlstandsblasen befreit werden und die Wirklichkeit erleben.
Wie viele Generationen von Jugendlichen sind doch durch Wehrdienst oder Zivildienst erst zu reifen, verantwortungsvollen und gemeinwohlorientierten Männern geworden! Im Wirtschaftsteil eines bürgerlichen Blattes hieß es dazu dann auch, dem ein oder anderen Akademikerkind schade es „außerdem sicher nicht, sich auch einmal die Finger für andere schmutzig zu machen. Und das besser vor der eigenen Haustür als bei irgendwelchen Projekten im Regenwald.“ Genau.
Oder vielleicht doch nicht.
Die abfällige Bemerkung über „irgendwelche Projekte“ wider den Klimawandel ist nicht nur in der Sache frappant kurzsichtig bis geistlos – als ob Deutschland von den katastrophalen Folgen verschont bliebe und es im Regenwald nur um Abenteuer und schale Selbstverwirklichung ginge. Die ganze Debatte ist schlicht schief.
Dabei mögen die Sonntagsredenargumente, lässt man den salbadernden Gestus einmal außen vor, symphatisch sein. Aber es müsste doch allen Beteiligten klar sein, und zwar nicht erst seit Annegret Kramp-Karrenbauers ähnlich gelagertem Anstoß 2019, der am Montag danach schon wieder vergessen war, dass es niemals dazu kommen wird. Grundgesetzvorbehalte, die zu erwartende Klagewelle (der Akademikereltern – die im Zweifelsfall ein Attest organisierten, das die kostbaren Kinder vor den grauen Herren schützt), das sichere Veto der parteipolitischen Vertretung der Ichlinge (Freiheit!); aus anderen Gründen: die ablehnende Haltung der Sozialverbände (kaum praktikabel), die exorbitanten Kosten von 15 Milliarden pro Jahr.
Außerdem, war da mal nicht was in Sachen Impfpflicht – vergleichsweise minimalinvasiv, geringer Zeitaufwand, großer Nutzen für den Einzelnen und die Gemeinschaft?
Aber schön, dass wir drüber gesprochen haben.