Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
das Jahr ist bereits älter als eine Woche, ich möchte Ihnen mit der heutigen ersten Ausgabe des Hauptstadtbriefs 2022 dennoch ein frohes Neues wünschen, mit dem wir viele Hoffnungen verbinden, vor allem aber natürlich ein Abflachen der pandemischen Gefahren – wir haben es zu einem nicht unerheblichen Anteil selbst in der Hand … oder im Oberarm.
Aber Corona ist beileibe nicht die einzige Gefahr. Die Krise an der russisch-ukrainischen Grenze wird in diesen Tagen auf allerlei Konferenzen und Gipfeltreffen verhandelt. Aber wieder einmal sitzt die Europäische Union, sitzt auch Deutschland eher am sprichwörtlichen Katzentisch, selbst innerhalb der Ampelkoalition sind sich die Parteien, sind sich Kanzleramt und Auswärtiges Amt nicht einig, welchen Kurs das Land einschlagen sollte.
Henning Hoff vom Fachblatt Internationale Politik und die außenpolitische Kapazität des Hauptstadtbriefs sondiert souverän die Gemengelage zwischen Kreml, Weißem Haus, Nato, Nord Stream 2, Brüssel und Berlin.
Claus Leggewie, bis zum Jahreswechsel Thomas-Mann-Fellow in Los Angeles, hat uns eine beunruhigende Bestandsaufnahme der Lage der USA gesandt ein Jahr nach dem versuchten Putsch des erweiterten Trump-Lagers, das bis heute an der aberwitzigen Behauptung festhält – selbst wenn die meisten in der Sache gar nicht daran glauben dürften –, ihr Idol habe die Präsidentschaftswahlen gar nicht verloren.
Die Flitterwochen der Ampelkoalition fielen schon angesichts der Fallzahlen ins Wasser, und nach einigen Wochen zeigen sich nun erste handfeste Interessenunterschiede, die nicht mehr mit Spiegelstrichformulierungen zu glätten sind. Günter Bannas analysiert pointiert die Dynamik und Deeskalationsformeln anhand der Debatte über Rüstungsexporte, insbesondere drei Fregatten und ein U-Boot für Ägypten. (Hans-Dietrich Genscher prägte für solche Fälle einst die Formel: „Was schwimmt, geht“, könnten vom Wasser aus doch kaum Menschenrechtsverletzungen begangen werden.)
Inge Kloepfer wirft ihren Zweiten Blick auf 75 Jahre Der Spiegel, das Hamburger Nachrichtenmagazin, das einst unter dem Namen Diese Woche begann – und spießt genüsslich Stärken und Schwächen des selbsternannten „Sturmgeschützes der Demokratie“ – auch eine Bezeichnung, die im Jahr 2022 nicht mehr den Klang von einst hat – auf.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur kommenden Woche
Ihr Detlef Prinz