Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
zwei Autokraten beherrschten die internationalen Schlagzeilen diese Woche. Baschar al-Assad lässt sich in Syrien „wiederwählen“, und Alexander Lukaschenko – im Amt übrigens seit 1994! – fingiert kurzerhand eine Bombendrohung, um eine Ryanair-Maschine mit einem Oppositionellen an Bord mal eben zur Landung zu zwingen.
Mit Kristin Helberg und Henning Hoff erklären eine herausragende Syrien-Expertin und ein nicht minder kenntnisreicher Außenpolitik-Analyst in diesem Hauptstadtbrief am Samstag die Machenschaften in Damaskus und Minsk – und betrachten auch das Handeln und die Handlungsspielräume Deutschlands, der Europäischen Union und des Westens insgesamt.
Es ist ein dunkles Bild, das Helberg, die drei maßgebende Bücher zum Thema veröffentlicht hat, zuletzt „Der Syrien-Krieg. Lösung eines Weltkonflikts“ (Herder), von der Lage des Landes zeichnet: „Es gibt in Syrien keine unabhängige Instanz, die freie Wahlen garantieren könnte, Assads ‚Wahlbeobachter‘ aus Russland, Iran, China und Venezuela sind Teil des Schauspiels.“
Hoff, Editor-at-Large der Internationalen Politik und Executive Editor deren englischsprachiger Ausgabe, Berlin Policy Journal, lobt die schnelle Reaktion der Europäischen Union, die vor allem auf Lukaschenko gerichtet ist und weniger die Zivilbevölkerung treffen soll. Aber er verweist auch darauf, dass die Bundesregierung einen langen Atem haben sollte, denn plötzliche Veränderungen in dem Land seien trotz monatelanger Proteste gegen Lukaschenkos Schreckensregime so schnell nicht zu erwarten. Unter hinter allem lauert Moskau und die sich in diesen Tagen auf vielen Ebenen zuspitzende Lage im deutsch-russischen Verhältnis.
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Anne Wizorek, Publizistin und Kolumnisten des Hauptstadtbriefs, macht in bestechender Klarheit deutlich, was bei dem jüngsten Gesetzesvorschlag des Bundesgesundheitsministeriums auf dem Spiel steht.
Die Einführung einer Rasterpsychotherapie, normiert nach „Schema F“ – das sollte nicht nur gegenwärtig Betroffenen erkennbar sein –, erscheint eigentümlich schief und aus der Zeit gefallen. Nicht erst die psychischen Belastungen der ja noch keineswegs ausgestandenen Pandemie sollten auch bei denjenigen für handfeste Empathie sorgen, die sich mit Erkrankungen der Seele, wie man es früher genannt hätte, lieber nicht beschäftigen wollen. Wizoreks Direktnachrichten gehen ins Herz.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich – bis morgen
Ihr Detlef Prinz