Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
für diesen Hauptstadtbrief am Samstag hat uns unsere Israel-Korrespondentin Gisela Dachs eine gestochen scharfe Skizze der Lage in Tel Aviv, Teheran und Washington nach dem Anschlag auf den iranischen Atomforscher Mohsen Fakhrizadeh gesandt. Dachs klärt, was über dessen Tod bisher bekannt ist, wie die strategischen Kalküle der noch amtierenden Partnerschaft gegen den Iran aussehen könnten – und was sich daran unter einem Präsidenten Joe Biden ändern dürfte. Die Lage ist kompliziert, der Atomdeal spielt darin eine Rolle, iranische Innenpolitik, Trumps Unberechenbarkeit in den letzten Tagen seiner Amtszeit – in die man ja immer noch seinen „normalen“ Irrsinn einpreisen muss – Netanjahus Zwiespalt, ob er die Rückendeckung durch den amerikanischen Präsidenten bis zum letzten Tag nutzen – oder sich auf Bidens erwarteten Kurswechsel einstellen soll. Dachs aber versteht es meisterhaft und mit großer Sachkenntnis, die Fäden zu entwirren – und hat das Erklärstück der Stunde geschrieben.
Im zweiten Beitrag gelingt auch Katharina Hamberger der Blick ins Innere der Politik, in ihrem Fall das, was im politikwissenschaftlichen Seminar etwas umständlich innerparteiliche Willensbildungsprozesse genannt wird. Die Frage ist, wie dergleichen in den deutschen Parteien überhaupt stattfindet, wenn Sitzungen auf allen Ebenen nur per Video stattfinden, keine Hände geschüttelt, Besuche abgestattet und gemeinsam Lebkuchen gegessen, Kaffee getrunken und Weihnachtslieder gesungen werden können.
Hamberger, die für den Deutschlandfunk das Ohr und den (Zoom-)Blick auf die Unionsparteien gerichtet hat, versteht es in ihrem aktuellen Essay, die ungewisse Lage der Union vor ihrem Parteitag und den folgenreichen Entscheidungen, die dort im Januar anstehen, vorzüglich auf den Punkt zu bringen.
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Schließlich gilt es noch, Abschied von einem sehr guten Freund und Weggefährten zu nehmen. Guido Goldman ist verstorben. Meine eigenen Erinnerungen und den Nachruf von Global Bridges, der Alumni-Verein der Atlantik-Brücke, zu dem auch ich gehöre, können Sie in dieser Ausgabe lesen.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich – bis morgen
Ihr Detlef Prinz