Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
der Hauptstadtbrief am Sonntag sendet Ihnen in dieser Ausgabe zwei brandaktuelle Beiträge, die zugleich über Hintergründe des Geschehens auf der Vorderbühne berichten.
Michael Schaefer rekapituliert die Vorgeschichte der in der kommenden Woche anstehenden Neuauflage der Verhandlungen zum iranischen Atomprogramm, Andreas Rinke wirft einen Blick auf die schwarz-grünen und grün-schwarzen Bündnisse in Hessen und Baden-Württemberg und ermisst daran die Chancen und Risiken, mit denen sich im Herbst ein solches Bündnis im Bund konfrontiert sähe.
Schaefers Rückblick lässt erkennen, was bei den Verhandlungen auf dem Spiel steht – und wie wichtig eine entschlossene Position Europas ist, nicht nur gegenüber Teheran, sondern auch gegenüber dem Verbündeten, den USA. Schaefer war von 2002 bis 2007 Politischer Direktor im Auswärtigen Amt und leitete die deutsche Delegation bei den Iranverhandlungen bis 2007 – mehr Expertise ist kaum vorstellbar.
Rinke vermag es in seiner Analyse mit empirisch leichter Hand, dem in den vergangenen Wochen sich langsam wieder warmlaufenden Warner vor einer grundstürzenden grünen Revolution, vor der sich Deutschland schützen müsse, die schnaubende Luft zu entlassen. Der politische Chefkorrespondent der Nachrichtenagentur Reuters zeigt, wie gemäßigt und maßvoll sich die Grünen in Wiesbaden und Stuttgart verhalten. Klar, die Neigung, von einmal liebgewonnenen Feindbildern nicht Abschied nehmen zu wollen, ist mächtig. Aber welches geistige Abenteuer, als sich selbst zu prüfen, sollte reizvoller sein?
Günter Bannas fragt sich in seiner Leitglosse, welchen Kanzlerkandidat Angela Merkel denn bevorzugen dürfte – oder aber, ob sie nicht tatsächlich eine ganze andere Vorstellung hat, wer ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin in weniger als einem halben Jahr werden soll.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche
Ihr Detlef Prinz