Felle und Bären

Wie Teile der CDU mal eben die K-Frage lösen – und andere Posten verteilen – wollen

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PICTURE ALLIANCE/BERND VON JUTRCZENKA/DPA
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Felle und Bären

Wie Teile der CDU mal eben die K-Frage lösen – und andere Posten verteilen – wollen

Die großen Parteistrategen der Christlich Demokratischen Union sind sich einig: Ohne Angela Merkel stünde die CDU nicht an erster Stelle in den Umfragen. Nicht wenige fürchten jedoch, dass es nach dem Abgang der Kanzlerin schnell anders aussehen könnte mit dem Zuspruch für die Partei. Hoffnungsvoll und wohlwollend verweisen einige CDU-Spitzenkräfte dann auf die guten Werte des größten aller Bayern-Fans: Markus Söder. Wenn die große Angela dann den noch nicht ganz so großen Markus bei seiner bayerischen Kabinettssitzung im Prunksaal von Schloss Herrenchiemsee besucht, ja, dann geraten besonders die Parteistrategen jenseits des Weißwurstäquators ob der herrlichen Bilder geradezu aus dem Häuschen. Wenn da nicht dieses kleine Problem wäre: Will der CSU-Söder etwa doch Kanzler werden? Viele Wähler können sich das vorstellen, aber kann das am Ende auch die CDU?

Die Christdemokraten müssen zunächst im Dezember erst einmal ihren neuen Parteivorsitzenden wählen. Vier Kandidaten stehen zur Auswahl, und die kommen – welch verzwickte Lage – allesamt aus dem stärksten Landesverband der C-Partei, dem nordrhein-westfälischen. Vier Kandidaten zur Auswahl – auf den ersten Blick kein schlechtes Zeichen. Eine Kandidatin wird wohl nicht mehr auftauchen. Das Schicksal der noch amtierenden Parteivorsitzenden scheint abzuschrecken. Annegret Kramp-Karrenbauer wird als Vorsitzende kaum noch wahrgenommen. Ihr, die den Findungsprozess steuern wollte, sind die Steuerungsinstrumente abhandengekommen.

Eigentlich sind es auch nur 3,5 Kandidaten, denn Jens Spahn ist ja – bislang – nur eine Art zweiter Mann hinter Armin Laschet. Somit kämpfen also ein oft Überschätzter (Friedrich Merz), ein häufig Unterschätzter (Laschet), ein gnadenlos Entlassener (Norbert Röttgen) und ein junger Ehrgeiziger (Spahn) um den höchsten Partei-Thron der CDU. Erst nach der Thronbesteigung könnte es dann zum Kampf um die K-Position gegen den bayerischen Selbstverliebten (Söder) kommen. Wenn der denn wirklich will.

Doch Teile der CDU scheinen nun in Unruhe geraten zu sein. Nachdem die graue Eminenz der Partei (Wolfgang Schäuble) seine Unterstützung für den oft Überschätzten (Merz) auf den jungen Ehrgeizigen (Spahn) übertragen hat, ist Hektik ausgebrochen. Wie gut – so dachten sich einige ganz besonders Schlaue in der Partei –, dass es da noch das Amt des Bundespräsidenten als willkommene Verfügungsmasse gibt – für die vermeintlich ganz große Lösung: Der Selbstverliebte (Söder) soll Kanzlerkandidat werden, der junge Ehrgeizige (Spahn) Parteivorsitzender und der häufig Unterschätzte (Laschet) Bundespräsident. Der oft Überschätzte (Merz) und der gnadenlos Entlassene (Röttgen) gingen bei diesem Szenario leer aus. Zumindest der Überschätzte und seine Anhänger dürften dieses Geschacher nicht besonders geglückt finden.

Was für ein Plan. Die CDU beschädigt mit diesen bekannt gewordenen Überlegungen so ganz nebenbei das Amt des Bundespräsidenten – nur um eigene Personalprobleme zu lösen. So schafft man kein Vertrauen in die Parteien – selbst wenn solche Überlegungen Teil des politischen Geschäfts sein mögen – und das nicht nur bei den Christdemokraten. Dennoch, diese Unions-Gedankenspiele zeugen von einer besonderen Kaltschnäuzigkeit.

Frank-Walter Steinmeiers Amtszeit endet erst 2022, und Steinmeier ist ein Präsident, der unserem Land in diesen schwierigen Coronazeiten mit seiner unaufgeregten Art der Amtsführung guttut, ein Mann mit hoher internationaler Reputation. Er wäre auch ein Mann für eine zweite Amtszeit.

Doch Teile der CDU wollen endlich wieder einen gestandenen Christdemokraten als Bundespräsidenten. Ihre beiden jüngsten Präsidenten Horst Köhler und Christian Wulff waren Fehlbesetzungen und zeichneten sich durch Flucht (Köhler) oder unausweichlichen Rücktritt (Wulff) aus. Und gegen Joachim Gauck und Steinmeier haben sich die Christdemokraten lange gesträubt. Keiner weiß jedoch, wie die kommende Bundestagswahl ausgehen wird, welche Koalition am Ende zustande kommt, welche Rolle die Grünen spielen werden und was sich daraus für die Wahl des Bundespräsidenten – oder einer Bundespräsidentin ergibt.

Das Postengeschacher, das die Union in diesen Tagen anstellt, ist jedoch nur eins: Ein dreister Plan.

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