Postskriptum
Postskriptum
Die ständig neue Volten des Aberwitzes schlagende Geschichte über die von Donald Trump eingesackten und nach Florida verbrachten geheimen Akten aus dem Weißen Haus dominiert derzeit die US-Schlagzeilen. Trumps ewige Pudel in der Republikanischen Partei, Fox News und dem Wall Street Journal – ob sie auch für ihren abgewählten Präsidenten beten wie Mathias Döpfner? – winden sich argumentativ zu Brezeln, um ihn noch immer zu verteidigen, ihre intellektuelle Selbstaufgabe war aber schon länger besiegelt.
In der vergangenen Woche allerdings wurde Steve Bannon, Trumps Rasputin im Wahlkampf 2016 und mit allen rechtsradikal-nihilistischen Neigungen aus einem wahr gewordenen Schauermärchen ausgestattet, in New York angeklagt. Und diese Nummer ist dann doch zu exemplarisch für die Weltwahrnehmung der Trumpisten, um ungerührt registriert zu werden.
Bannon hatte mit zwei Komplizen Millionen an Spendengeldern eingenommen. Aber nicht von Trumps zynischen Billionärsmännerfreunden, die sich im Gegenzug spezielle Steuersenkungen und Deregulierungen für ihre Geschäften erhofften. Bannon sammelte Dollars von gewöhnlichen Menschen ein – und versprach, davon jene Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen, dem Wahlkampfschlager von einst, der sich während Trumps Amtszeit aber als nothingburger, als Nullnummer erwiesen hatte.
Bannon hatte mit dem Geld dann auch nicht etwa ein Bauunternehmen angeheuert, sondern es für allerlei Luxuskram verpulvert. Im August 2020 wurde er dafür festgenommen – aber einen Tag vor Ende von Trumps Amtszeit im Januar 2021 begnadigte der Präsident seinen einstigen Einflüsterer. (Die erneute Anklage in New York ist deswegen möglich, weil Begnadigungen auf Bundesstaatsebene nicht gelten.)
Man muss sich das auf der Zunge der Zurechnungsfähigkeit zergehen lassen: Bannon zockt Trumps „wahre Gläubige“ ab, lässt es mit den Geldern gut krachen und wird in vollendeter Willkür aufgrund einer eines Rechtsstaats kaum würdigen Vollmacht vom Präsidenten von allen Anklagepunkten befreit. Aber immer noch wollen Trumps Jünger den Glauben an ihren Götzen nicht aufgeben. Für wen soll man da noch beten?