Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
für diese Ausgabe des Hauptstadtbriefs am Samstag wollten wir den Blick in die vermeintliche europäische Ferne lenken – um zugleich auch etwas über die politische und gesellschaftliche Lage in Deutschland zu erfahren.
Aus Brüssel berichtet Eric Bonse, wie schwer es der Europäischen Union fällt, eine nachhaltige Strategie gegenüber der so autokratischen wie erratischen Politik des Kremls zu verfolgen. Unser Korrespondent offenbart die Brüsseler Hilf- und Planlosigkeit gegenüber Moskau. Und legt in Folge vieler Gespräche in der europäischen Hauptstadt nahe, dass vor allem die Berliner Entscheidungen – oder Ausweichmanöver – einen nicht unerheblichen Anteil daran haben.
Reiner Wandler in Madrid ist auch in Pandemiezeiten journalistisch auf der Iberischen Halbinsel unterwegs. Aus Portugal hat er einen verblüffenden, zugleich Hoffnung machenden als auch zum Kopfschütteln veranlassenden Bericht mitgebracht. Denn in Lissabon ist es gelungen, mit konsequenten Maßnahmen Covid-19 erstaunlich gut in den Griff zu bekommen. Dass die beherzte Entschlossenheit Wirkung gezeigt hat, ist Anlass zur Freude. Dass in Deutschland wohlfeile Hashtag-Aktivisten und besonders geistlose „Denker“ derweilen lieber lärmen und entgegen ihren schwachbrüstigen Wehklagen Bund und Länder die „Notbremse“ noch eher unscharf gestaltet haben, kann beinahe dem Frühlingsduft eine bittere Note verleihen.
Anne Wizorek ist in ihrer Kolumne Direktnachricht mit Fug und Recht entsetzt über den vierfachen Mord in Potsdam diese Woche. Lassen Sie sich von dem vermeintlich sperrigen Begriff des Ableismus nicht ablenken: Behindertenfeindliche oder -diskriminierende Haltungen, für die das Wort steht, sind leider immer noch viel zu sehr verbreitet. Beileibe kann man auch nicht von einem Nischenthema sprechen – das wäre ein Begriff, der sich im Zusammenhang mit elementaren Menschenrechten generell verbieten sollte.
Bei allem Schrecken über Tat und (Un-)Geisteshaltung dahinter, gebührt Wizorek besonderer Dank dafür, uns immer wieder daran zu erinnern, wie elementar die Wertschätzung aller Menschen uns selbst erst Menschen sein lässt.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Detlef Prinz