Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
keine Frage, die jüngsten Affären einiger Unionsabgeordneter haben – zu Recht – Empörung hervorgerufen. Halbseidene Machenschaften und der Ruf beflissener Gschaftlhuber stehen Bundestagsabgeordneten zu keiner Zeit gut an, aber gerade in so außerordentlichen Notzeiten wie in dieser Pandemie wirkt dergleichen besonders hässlich.
In dieser Ausgabe des Hauptstadtbriefs am Sonntag wollten wir aber nicht allein in den Chor der Empörung einstimmen, sondern sachlich nach Lösungen und Hintergründen fragen.
Frank Decker, der renommierte Politologe aus Bonn und ausgewiesene Experte in Sachen Parlament, vermisst die Dimensionen des Problems und wägt nüchtern Möglichkeiten ab, welche neuen Regeln verfassungskonform wären und zugleich greifen könnten.
Tsypylma Darieva vom Zentrum für Osteuropastudien liefert Vorder- und Hintergründe zur Lage in Aserbaidschan, jenem Land, für das die Unionsabgeordneten Axel Fischer, Mark Hauptmann und Karin Strenz bezahlte Lobbyarbeit betrieben haben sollen. Darieva ist die Kennerin der Lage in Baku und darüber hinaus – ihr Bericht ist eine mustergültige Form dessen, was im Englischen gern primer genannt wird. Ein klarer und konziser Überblick über Land und Leute, Wirtschafts- und Energiefragen und die außenpolitischen Beziehungen zwischen Russland und dem Westen.
Günter Bannas tritt in seiner Kolumne Aus dem Bannaskreis zumindest aus dem namensgebenden geographischen Kern zwischen Bundestag und Bundesrat heraus und erinnert an die frühen Jahre Winfried Kretschmanns, des heutigen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs.
Heute Abend dürften wir erfahren, inwieweit oben genannte Affären dem grünen Landesvater geholfen haben, sein Amt weitere fünf Jahre zu behalten.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis Mittwoch – dann erwartet Sie eine neue Sonderausgabe des Hauptstadtbriefs, der sich mit den Folgen eben jener Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz befassen wird –
Ihr Detlef Prinz