In der Stille

Kolumne | Direktnachricht

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DPA/APA/PICTUREDESK.COM
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In der Stille

Kolumne | Direktnachricht

Hello strengere Corona-Maßnahmen, my old friends. Die erneuten Einschränkungen stehen in den Startlöchern. Zurück zu: Kontakte reduzieren, flache Kurve, „stay at home“ – wobei oft unterschlagen wird, dass nicht wenige Menschen dies genauso über den Sommer durchgezogen haben. Vergessen wird meist auch, dass Risikogruppen mitnichten nur aus Oma und Opa bestehen, sondern aus diversen anderen Gruppen, die nun wieder drohen, durchs Aufmerksamkeitsraster zu rutschen. Das betrifft zum Beispiel wohnungslose Menschen, die sich nicht mal eben mit Netflix und neuen Brotbackrezepten in die eigenen vier Wände zurückziehen und der Vereinsamung mit Videocalls trotzen können. Dabei stellen sie eine besonders verletzliche Gruppe dar: Viele sind älter und haben meist mehrere Vorerkrankungen.

Kaum noch Straßenspenden. Weniger Betten in der Notunterkunft, um Platz für Mindestabstand zu schaffen. Geschlossene Gemeinschaftsräume, wo man sonst Ruhe und Kraft schöpfen konnte. Fehlende Zeit der Sozialarbeiter_innen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und im Fall der Fälle weiterhelfen zu können – weil neben der Essensausgabe kaum Gelegenheit dafür bleibt. Schlechter und kälter werdendes Wetter. Das Lebensrisiko Armut verschärft sich in Verbindung mit Wohnungslosigkeit durch Corona umso mehr.

Der wirksamste kurzfristige Coronaschutz wäre es, wohnungslose Menschen einzeln unterzubringen. Dafür können Hotels und leerstehende Unterkünfte angemietet werden. Mit dieser Finanzspritze würden sie es dann ebenso besser verkraften, dass ihnen bis auf Weiteres die touristischen Übernachtungsgäste wegfallen.

Gleichzeitig müssen wir uns mit der Realität befassen, dass in diesem Winter noch mehr Menschen droht, ihre Wohnungen zu verlieren, da Rechnungen und Miete noch seltener gestemmt werden können, wenn Corona wütet und die Krise persönliche Notlagen verschlimmert. Warum wird ein Mietenerlass bisher nicht ernsthaft diskutiert? Langfristig hilft allerdings nur ein Schutz vor Armut. Ohne Schuldzuweisungen und Hürden, dafür mit umso mehr Würde und selbstverständlicher Sicherheit.

Die volle Härte des Coronawinters steht noch bevor. Umso mehr ist es jetzt an der Zeit, Menschen aus ihrer Wohnungsnot zu holen, sie davor zu schützen und diese Perspektiven konsequent einzubeziehen. „Stay at home“ darf kein Privileg bleiben, und das Recht auf Wohnen muss für alle Menschen gelten – mit und nach Corona.

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