Jenseits der Floskeln

Editorial des Verlegers

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Jenseits der Floskeln

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

der Begriff wird in der Politik wohl doch etwas zu häufig verwendet: Chance. Vor allem natürlich in der Krise soll sie offenbaren: Jetzt sei der Moment, jetzt bestünde die Möglichkeit zu nachhaltiger Veränderung, sei der Problemdruck groß genug, um aus verkrusteten Strukturen auszubrechen, Selbstgefälligkeit abzulegen, aus dem Trott herauszutreten.

Nach der überaus erhellenden Lektüre der Analyse Ursula Münchs in diesem Hauptstadtbrief am Sonntag in Sachen deutscher EU-Ratspräsidentschaft und der zentralen Rolle, die Angela Merkel dabei für ganz Europa zukommt, hat das vermeintlich floskelhafte Wort Chance wieder einen neuen Klang bekommen. Münch, die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, würdigt so differenziert und souverän die Fähigkeiten der Bundeskanzlerin und beschreibt so präzise die Aufgaben und Anforderungen, auf die es in diesem halben Jahr ankommen wird, dass einem eben das besonders bewusst wird: Europa als große Aufgabe, worauf es jetzt ankommt, ja, welche Chance in der Idee und dem konkreten politischen Projekt steckt.

Im zweiten Beitrag dieses Hauptstadtbriefs meldet Dirk Wiese, Mitglied des Deutschen Bundestags und Koordinator der Bundesregierung für die zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, zu Wort – und hat eine vorsichtig optimistische Botschaft mitgebracht. Die zivilgesellschaftlichen Gespräche kommen wieder in Gang. Bei allen Schwierigkeiten, nicht nur durch Corona, zeigt er auf, dass der Schlüssel auch weiterhin in internationaler Zusammenarbeit liegt – auf dem Weg zu einem gemeinsamen, demokratischen und rechtsstaatlichen Raum in Europa.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche

Ihr Detlef Prinz

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