Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
die beiden großen Beiträge dieses Hauptstadtbriefs stehen ganz im Zeichen der neuen Regierungskoalition, die sich in diesen Tagen anschickt, die Regierungsgeschäfte – in denkbar unsicheren Zeiten – zu übernehmen.
Sowohl Ursula Weidenfeld, die über Olaf Scholz schreibt, als auch Henning Hoff, der über die mögliche Neugestaltung deutscher Außenpolitik unter Annalena Baerbock nachdenkt, sind darum bedacht, den Blickwinkel über den Tag hinaus zu weiten. Dass sie beide die Regierungspolitik, ja, die Prägung deutscher Innen- und Außenpolitik an Programm und Persönlichkeit der scheidenden Kanzlerin messen, mag sich von selbst verstehen. Zur Leitfigur beider Analysen dient jedoch in beiden Fällen unabhängig voneinander der ehemalige Außenminister und Kanzler Willy Brandt.
Ursula Weidenfeld, ausgezeichnet mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik und Autorin des in diesem Jahr erschienenen – und wirklich herausragenden – Buches über Angela Merkel, „Die Kanzlerin. Porträt einer Epoche“, vergisst bei allen Anleihen an Brandt gleichwohl nicht, Scholz’ Ähnlichkeiten „norddeutsch, visionslos, pflichtbewusst“ hervorzuheben.
Henning Hoff, Editor-at-Large der renommierten Internationalen Politik, hat sich durch allerhand vage Absichtserklärungen und Floskeln der außenpolitischen Kapitel des Koalitionsvertrags gearbeitet – und bricht die Aussagen auf ihren Wesensgehalt herunter, was eben auch bedeutet, die Dynamiken innerhalb der Parteien und der Dreierkonstellation einzuberechnen.
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Günter Bannas meldet sich Aus dem Bannaskreis mit seinem politischen Nachruf auf 16 Jahre Kanzlerschaft Angela Merkels. Inge Kloepfer findet mit ihrem unnachahmlichen Zweiten Blick im Koalitionsvertrag überraschende Konstellationen, Eigentümlichkeiten, Zusammenhänge – nur so viel sei verraten: Es geht – keine Metaphern! – um Wölfe und Raketen.
Im Postskriptum denkt Lutz Lichtenberger über das Glück nach, das darin liegen kann, einst vehement vertretene Meinungen über Bord zu werfen.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche
Ihr Detlef Prinz