Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
noch immer fassungslos und mit angehaltenem Atem verfolgen wir die schrecklichen Bilder und Nachrichten aus der Ukraine. Putins Drohungen mit Atomwaffen, die Kampfhandlungen in unmittelbarer Umgebung von Atomkraftwerken und der Beschuss und die Belagerung ukrainischer Städte verdunkeln die Lage. Doch auch wenn die Hoffnung auf eine neue diplomatische Annäherung nicht untergehen will – oder darf –, gilt es, sich in aller gebotenen Klarheit auf die neue geopolitische Gesamtsituation einzustellen.
Die Wende in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik im Zuge der Ereignisse zeichnet exklusiv für derhauptstadtbrief.de Henning Hoff nach. Der Editor-at-Large der renommierten Internationalen Politik ordnet die Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz im Deutschen Bundestag und die Folgen für die Bundeswehr und den deutschen Beitrag zur Nato schon jetzt als historisch ein und beschreibt, was aus den Ankündigungen nun praktisch folgen muss, um den eigenen neuen Ansprüchen gerecht zu werden.
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Im Heft schreibt in dieser (Aschermittwochs-)Woche kein Geringerer als Gregor Gysi über den Wert der Religion und des Glaubens – sicher nicht, was man von einem bekennenden Atheisten erwartet hätte. Umso erfrischender aber ist, wie geistreich und lebenspraktisch sich der Linken-Politiker den philosophisch-theologischen Fragen nähert.
Im zweiten Beitrag dieses Hauptstadtbriefs denkt Claus Leggewie jenseits tagesaktueller Erwägungen und Winkelzüge über die Zukunft der bürgerlich-konservativen Parteien in Europa nach: Wie sollen sie es mit den extremen, rechtspopulistisch bis vulgärkonservativen Parteien halten, zumal wenn diese ihnen die entscheidenden Prozentpunkte wegzunehmen drohen, die sie für Regierungsmehrheiten benötigten?
Günter Bannas meldet sich Aus dem Bannaskreis und fragt, welche Auswirkungen der russische Krieg auf die anstehenden Landtagswahlen haben könnte. Anne Wizoreks Direktnachricht richtet sich gegen die erschreckenden Ausfälle und Vorurteile gegen Transsexuelle, und Lutz Lichtenberger würdigt im Postskriptum den historischen Meilenstein, den die Nominierung Kentanji Brown Jacksons für den Supreme Court der USA markiert.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche
Ihr Detlef Prinz