Kolumne | Aus dem Bannaskreis
Kolumne | Aus dem Bannaskreis
Berliner Befürchtungen über diesen Wahltag in den Vereinigten Staaten sind eingetreten. Abermals üble Überraschungen? „Deutschland und Amerika sind durch Werte verbunden: Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung. Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an“, hatte Angela Merkel vor vier Jahren geäußert. Ermahnungen und Vorbehalte waren das schon damals. 2020 könnte eine verschärfte Wiederauflage anstehen.
Auch in den guten Zeiten der Beziehungen gab es politische Differenzen und sogar persönliche Animositäten. Konrad Adenauer, dem „Alten aus Rhöndorf“, erschien der jugendliche John F. Kennedy als Menetekel, seine Zeit als Bundeskanzler laufe ab. Von Helmut Schmidt ist bekannt, dass er von den Fähigkeiten Jimmy Carters wenig überzeugt war. Zu einem Tiefpunkt kam es während der Regierungszeiten von George W. Bush und Gerhard Schröder – wegen Schröders „Nein“ zum von Bush herbeigeführten Irakkrieg. Angela Merkels Verhältnis zu Barack Obama stand anfangs unter einem schlechten Stern, nachdem die Bundeskanzlerin eine Rede des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten am Brandenburger Tor vereitelt hatte. Sowohl Schröder als auch Merkel operierten – jeweils mit Erfolg – in Bundestagswahlkämpfen mit Antiamerikanismen. Es müsse die „Stärke des Rechts“ gelten und nicht das „Recht des Stärkeren“, bemerkte Schröder über Bushs Irakkrieg und Merkel über die Abhöraktionen des amerikanischen NSA-Geheimdienstes.
Nie aber waren die Beziehungen zwischen den Spitzen im Weißen Haus und im Bundeskanzleramt so schlecht wie jetzt – institutionell, politisch, persönlich. Die Historikerin Kristina Spohr ist bei den Arbeiten an ihrem jüngst erschienen Buch „Wendezeit – Die Neuordnung der Welt nach 1989“ auf die Ausgabe des Playboys vom März 1990 (!) gestoßen. Interview mit Donald Trump. Wie er sich als Präsident verhalten würde? „Er würde keinem Menschen trauen.“ Und: „Er würde den Russen nicht trauen; er würde unseren Verbündeten nicht trauen.“ Den Worten folgten Taten, die alles Bisherige in den Schatten stellten. Ob sich doch noch alles in Wohlgefallen auflöst? Berliner Glückwünsche nach Washington sind noch nicht auf den Weg gebracht.