Menschlichkeit

Kolumne | Direktnachricht

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DPA/APA/PICTUREDESK.COM
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Menschlichkeit

Kolumne | Direktnachricht

Was ergeben ein offener Brief im Harper’s Magazine, 153 Autor_innen, die ihn unterzeichnet haben, plus eine mit den Augen rollende Kolumnistin? Diesen Text.

Der Brief wendet sich angeblich gegen die „Einschränkung der öffentlichen Debatte“. Viele der Unterzeichnenden sind allerdings bekannt dafür, eine offene Debatte abzulehnen, sobald es um Kritik an ihren eigenen Äußerungen geht.

Das prominenteste Beispiel darunter ist sicher J.K. Rowling, Autorin der bekannten Harry-Potter-Reihe. Seit langem wird sie für ihre transfeindlichen Aussagen kritisiert. Doch statt sich der Kritik ernsthaft zu stellen, wischt sie diese mit pseudowissenschaftlichen Quellen und Ablenkungsmanövern weg.

Zur Erinnerung: trans Personen sind, online wie offline, sehr stark von jeglichen Gewaltformen betroffen, haben einen extrem erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt und müssen – auch in Deutschland – viele menschenunwürdige und kostspielige Hürden nehmen, um überhaupt als diejenigen leben zu können, die sie sind.

Auf der einen Seite: eine der reichsten und einflussstärksten Frauen der Welt. Auf der anderen: eine der am stärksten diskriminierten Gesellschaftsgruppen. Finden Sie den Fehler?

Der Brief hätte schließlich auch kritisieren können, dass die öffentliche Debatte noch nie wirklich offen war, da nicht alle Mitglieder unserer Gesellschaft teilhaben dürfen – insbesondere, wenn sie nicht der Norm des Weißen/Männlichen/Cisgender/Heterosexuellen/ohne Behinderung entsprechen. Dass sich das überhaupt langsam ändert und nun mehr Menschen öffentlich mitreden, ist auch – bei allen Problemen dieser Plattformen – Social Media zu verdanken.

Brauchen wir eine wohlwollendere Kritik- und Fehlerkultur, die Menschen im Kontext ihres gesamten Handelns betrachtet und ihnen ebenso Raum zum Lernen und Wachsen lässt? Absolut.

Brauchen wir aber auch eine Kultur der Konsequenzen, die Menschen in die Verantwortung und in ihrem Handeln ernst nimmt? Definitiv.

Die Lösung liegt in der Verbindung dieser Forderungen, die stets auf Menschenrechten fußen muss. Deshalb ist auch die Existenz von trans Personen kein Debattiergegenstand, sondern ein Fakt und gehört respektiert.

Oder wie es der Autor Robert Jones ausdrückt:

„Wir können unterschiedlicher Meinung sein und einander trotzdem gernhaben. Es sei denn, dein Widerspruch basiert auf meiner Unterdrückung, der Leugnung meiner Menschlichkeit und meines Rechts zu existieren.“

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