Postskriptum
Postskriptum
ARD und ZDF haben sich auf den morgigen unglückseligen 50. Jahrestag des Anschlags der palästinensischen Terroristen auf die israelische olympische Mannschaft gut vorbereitet. Das Erste zeigt die vierteilige Dokumentation „Tod und Spiele“, außer der durchaus heiklen Entscheidung, zwei der damaligen Attentäter ausführlich zu Wort kommen zu lassen – von denen sich einer stolz brüstet, mehrere Geiseln erschossen zu haben – solide TV-Dokumentationsarbeit. Das ZDF gibt sich maximal unentschlossen, zeigt leidlich ähnliche Reportagen von 33, 43, 52 und 88 Minuten Länge. Irgendwer dürfte sich auch einmal etwas Neues überlegen und nicht auch wieder nur auf die immergleiche Dramaturgie der Zeitzeugeninterviewschnipsel setzen.
Der Tiefpunkt ist aber der am Montag ausgestrahlte Spielfilm „München 72. Das Attentat“, der so holzschnittartig vor sich hin holpert und dessen hanebüchene „Rahmenhandlungen“ unfreiwillig Züge von Satire tragen: Münchner Polizist macht in der Kantine einen Bananenwitz (fragen Sie nicht!), zwei Minuten später sind die Essener Polizistin und er ein Paar. Laufend sprechen die Protagonisten Zeitdiagnosen aus, wie sehr Deutschland sich seit den Olympischen Spielen 1936 und dem Nationalsozialismus verändert habe, während ein Polizeipsychologe in einer Besprechung exakt jenes Szenario durchspielen will, das später zur Tragödie führte, jedoch von den Kollegen, seit ’36 demokratisch gereift, aber hochnäsig naiv, verlacht wird. Cringe würde die Jüngeren dazu sagen, wenn sie nicht ohnehin lieber Netflix und Konsorten streamten.
In der vergangenen Woche sezierte Claudius Seidl in der Frankfurter Allgemeinen die Fadheit des öffentlich-rechtlichen Unterhaltungsfernsehens, das Mittelmaß, die Konfliktscheu und den ästhetischen Konformismus – die „totalredundanten Dialoge im Einheitsfernsehdeutsch“.
Die Sender können sich an jedem Gebührenzahltag bei der AfD bedanken, da deren Forderung, ARD und ZDF abzuschaffen, einen sofort an die ja auch sehr guten (Nachrichten-)Programme, das „Kleine Fernsehspiel“, die exzellenten Auslandskorrespondentinnen oder an RBB-Redakteure denken lässt, die in der Causa Schlesinger zu großer Form aufgelaufen sind – und die öffentlich-rechtliche Idee aufs Ganze verteidigen. Aber als Argument, einfach immer so wie bisher weiterzumachen, sollten die Verantwortlichen ihre vulgären Widersacher auch nicht überstrapazieren.
Der so vollständig missratene Spielfilm zum Attentat ist übrigens zehn Jahre alt. Offensichtlich stand damals niemand auf und sagte, dass es so nicht weitergehe.