Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
es war mir ein Anliegen, mich in dieser Ausgabe des Hauptstadtbriefs am Samstag heute selbst mit einigen kritischen Anmerkungen zu Vorschlägen des Finanzministers und SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz zu Wort zu melden. Lesen Sie den Beitrag hier: Was soll das, Herr Scholz?
Fünf Jahre nach dem längst sprichwörtlich gewordenen Satz der Bundeskanzlerin, „Wir schaffen das!“, freut es mich außerordentlich, dass wir Marina Münkler gewinnen konnten, eine vorläufige Bilanz zu ziehen. Tatsächlich hat Münkler eine fulminante Analyse der geistigen Situation Deutschlands in den vergangenen fünf Jahren verfasst. Sie erinnert an das politische Klima des Landes in jenem Spätsommer 2015, erklärt die unterschiedlichen Interpretationsabsichten des Merkelschen Satzes und ordnet nüchtern ein, wie es um die „neuen Deutschen“ – so der Titel ihres Buches zum Thema aus dem Jahr 2016 (verfasst mit Herfried Münkler) – heute bestellt ist.
Münkler, die Literatur an der Technischen Universität Dresden lehrt, schreibt: „Das Problem bestand aber darin, dass Merkel nicht auf Skepsis stieß, die von Zuversicht überwunden werden kann, sondern auf Pessimismus, der sich gegen Zuversicht bereits immunisiert hatte, und in Teilen auf tiefe Ablehnung, für die ein ‚Wir schaffen das!‘ eine Provokation war.“ Marina Münklers Text wirkt hingegen wie ein wohltuendes Gegengift gegen die wohlfeilen Untergangsszenarien und Abgesänge.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich – bis morgen
Ihr Detlef Prinz