Am 24. Februar 2022 begann Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Viele hatten nicht damit gerechnet, dass die Ukraine standhalten würde – weder deutsche Politiker wie Christian Lindner noch ein großer Teil der internationalen Öffentlichkeit. Doch die Ukraine verteidigte sich – entschlossen, mutig und mit Erfolg. Inzwischen ist ein Jahr vergangen, Kyjiw lebt trotz Luftalarm weiter, und die ukrainische Armee hat Gebiete zurückerobert.
Dabei wurde deutlich, was eine Niederlage der Ukraine bedeuten würde. Mit jeder befreiten Ortschaft wurden russische Kriegsverbrechen sichtbar: Verschleppungen, Folter, Morde an Zivilisten. Besonders die Gräueltaten von Butscha erschütterten die Weltöffentlichkeit. Diese Realität ist keine Nebensache des Krieges, sondern zentrale Konsequenz einer imperialen Ideologie.
Worum es Russland wirklich geht
Russlands Ziel ist nicht nur Macht oder Einfluss – es ist die Zerstörung der Ukraine als Nation. Das macht ein erschreckender Artikel des russischen Politikberaters Timofej Sergejcev klar, den die staatliche Agentur RIA Novosti bereits 2022 veröffentlichte. Der Begriff „Denazifizierung“ bedeutet laut Sergejcev nichts anderes als „De-Ukrainisierung“. In klaren Worten fordert er die Auslöschung ukrainischer Staatlichkeit, Kultur und Bevölkerung. Der Plan sei, nicht nur militärische Einheiten, sondern auch die ukrainische Gesellschaft systematisch zu „neutralisieren“.
Was dort formuliert wurde, ist nichts weniger als ein Plan zum kulturellen und physischen Genozid. Und Russland handelt danach. Die Rhetorik hochrangiger Politiker, etwa von Ex-Präsident Dmitri Medwedew, strotzt vor offener Verachtung gegenüber der Ukraine. Seine Bezeichnung „Nedoukraina“ – sinngemäß: „Unter-Ukraine“ – erinnert bewusst an nationalsozialistische Begriffe wie „Untermensch“.
Die Gefahr des Vergessens
Diese Vernichtungsrhetorik ist nicht neu, doch sie verblasst schnell in der öffentlichen Wahrnehmung. In Deutschland – wie auch in anderen westlichen Ländern – ist das Interesse am Ukrainekrieg spürbar zurückgegangen. Bilder von Bombenangriffen, zerbombten Wohnhäusern oder Kriegsverbrechen rücken in den Hintergrund. Ein gefährlicher Prozess beginnt: die Gewöhnung.
Putin und sein Regime setzen genau darauf. In Talkshows wird wieder gefordert, „die Ukraine müsse verhandeln“ – ohne zu benennen, mit wem, worüber und zu welchem Preis. Die Alternative wäre eine Besatzung durch ein Regime, das offen mit der Auslöschung ukrainischer Identität droht. Diese Realitäten werden von vielen verdrängt, was es einfacher macht, den ukrainischen Widerstand zu delegitimieren.
Warum Hilfe für die Ukraine keine Eskalation ist
Im März 2023 genehmigte Deutschland rasch und ohne große Debatte die Weitergabe von MiG-29-Kampfjets durch Polen. Das war ein Bruch mit der bisherigen zögerlichen Linie – und ein positives Zeichen. Denn Waffenlieferungen helfen der Ukraine, sich zu verteidigen. Sie sind keine Eskalation, sondern eine humanitäre und sicherheitspolitische Notwendigkeit.
Ein Sieg der Ukraine ist auch im deutschen Interesse:
- Er schützt die europäische Friedensordnung.
- Er schwächt ein Regime, das Freiheit und Demokratie ablehnt.
- Er verhindert, dass brutale Gewalt als legitimes Mittel internationaler Politik durchgeht.
Die Verantwortung Deutschlands und Europas
Wer heute von „Kompromiss“ spricht, muss sagen, worin dieser bestehen soll: Soll die Ukraine Gebiete aufgeben? Sollen Menschen unter russische Besatzung gezwungen werden? Eine echte Friedenslösung kann nur darin bestehen, dass die Ukraine in ihren Grenzen überlebt – frei, souverän und demokratisch.
Dazu braucht es:
- Langfristige Unterstützung: finanziell, militärisch, politisch.
- Klarheit in der Sprache: keine Relativierung russischer Kriegsverbrechen.
- Wachsamkeit in der Öffentlichkeit: gegen Ermüdung, gegen Gleichgültigkeit.
Fazit: Solidarität ist keine Option – sie ist Pflicht
Die Ukraine verteidigt nicht nur ihr eigenes Land, sondern die Grundwerte Europas: Freiheit, Recht, Selbstbestimmung. Wer diese Werte ernst nimmt, darf nicht schweigen. Die Unterstützung der Ukraine darf kein kurzlebiges politisches Projekt sein – sie ist ein Gebot der Vernunft und der Menschlichkeit.
Die Ukraine kämpft um ihr Überleben. Unsere Aufgabe ist es, sie nicht allein zu lassen.