Obstsalat des Lebens

Editorial des Verlegers

16
01
16
01

Obstsalat des Lebens

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

USA, Nato, OSZE – die formellen und informellen Gipfeltreffen mit den Vertretern aus Russland und der Ukraine haben die internationale politische Bühne schon in den ersten Wochen des neuen Jahres unter Spannung gesetzt.

Wider die Atemlosigkeit des Verhandlungsreigens haben wir für diese Ausgabe des Hauptstadtbriefs einen der hellsten Köpfe in den USA, Cameron Abadi, gebeten, die Grundlinien der außenpolitischen Agenda Joe Bidens im Jahr 2022 darzulegen. Abadi, stellvertretender Chefredakteur des überaus renommierten amerikanischen Fachblatts Foreign Policy, analysiert die strategische Ausgangslage in Sachen Russland, Iran und im Kampf gegen den Klimawandel, den US-Militärexperten längst als internationales Sicherheitsrisiko betrachten – nebenbei, auch ein Faktum, das den Verharmlosern und Abwieglern zu denken geben sollte.

Unsere Parlamentskorrespondentin Katharina Hamberger zieht in ihrem Beitrag über die in diesen Tagen aufbrechenden Konfliktlinien in der Bundesregierung elegant nach, wie die noch vor wenigen Wochen – Zitruskoalition! – als eigentlicher Machtblock der Ampel dargestellten Liberalen und Grünen schon sauer aufzustoßen haben. Hier, hilft es, Kernkraft als grün zu deklarieren? Dort, schützen Pflichten die Freiheit? Your mileage may vary lautet die schöne amerikanische Redewendung für solche Fälle – das Ausmaß der Zustimmung mag von persönlichen Präferenzen und Bedürfnissen abhängen.

Günter Bannas vermeldet die – dieses Mal aber wirklich – Rückkehr eines alten Bekannten in den Bannaskreis, jene Berliner Zone zwischen Bundestag, Bundesrat und Café Einstein. Der ewige Friedrich Merz ist zwei Jahrzehnte, nachdem Angela Merkel ihn als Fraktionsvorsitzende der Union ersetzte, falls Sie es noch nicht wussten, als Parteivorsitzender der CDU wieder in der ersten Reihe angekommen. Bannas beschreibt mit seinem unnachahmlichen Doppelblick auf politische Zeitgeschichte und tagesaktuelle Gegenwart, was Merz im Amt zu erwarten hat.

Anne Wizorek macht sich in ihrer Direktnachricht für die Vier-Tage-Woche stark – nicht etwa als ein Hippie-Argument zur Selbstfindung (die allerdings vielen auch nicht wirklich schaden würde), sondern aus gesundheitsökonomischen, effizienztheoretischen und funktionalistischen Gründen.

Im Postskriptum fragt Lutz Lichtenberger, warum die politische Mutlosigkeit jenseits moralischer Bewertungen zum Merkmal deutscher Politik geworden ist.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche

Ihr Detlef Prinz

Weitere Artikel dieser Ausgabe