Problemkinder

Editorial des Verlegers

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Problemkinder

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

der Wert – und tatsächlich auch der Reiz – liegt just in der Differenzierung.

Das könnte mühsam erscheinen, auf den ersten Blick vielleicht sogar etwas unbefriedigend – wieviel eingängiger und bequemer sind die glatten Thesen, polternden Behauptungen und – vorgeblich – in Stein gemeißelten Überzeugungen.

Julia Ebner schreibt in dieser Woche im Hauptstadtbrief am Sonntag über die jüngsten Auseinandersetzungen in Sachen Islamkonferenz – und stellt zunächst einmal gute Fragen:

„Haben europäische Regierungen tatsächlich die falschen Ansprechpartner gewählt? Sollte man sich besser mit anderen islamischen Organisationen und Vertretern an den Tisch setzen, die keinen außerstaatlichen Einflüssen unterworfen sind? Und: Wie kann man künftig mit muslimischen Gemeinden in Europa zusammenarbeiten?“

Sodann spürt man in jeder Zeile ihrer Analyse, wie Ebner, die Terrorismusforscherin beim Institute for Strategic Dialogue (ISD) in London, abwägt, prüft, unterscheidet – und schließlich deutlich macht, worauf es ankommt: „Die Leugnung von Problemen im Zusammenhang mit politisch-radikalen Strömungen des Islams ist sowohl aus sicherheitspolitischer als auch aus demokratischer Sicht problematisch. Denn längerfristig könnte sie bedeuten, dass das Spielfeld rechtsextremen Akteuren und deren unverantwortlichen Lösungsvorschlägen überlassen bleibt.“

Für den zweiten Beitrag dieses Hauptstadtbriefs konnten wir Gunter Gebauer gewinnen – gut und gerne der interessanteste Sportphilosoph, lange Jahre Professor an der Freien Universität Berlin, der das deutsche Problemkind Nationalmannschaft – und überhaupt den deutschen Fußball – im Coronaherbst im besten Sinne soziologisch unter die Lupe nimmt.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche

Ihr Detlef Prinz

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