Das Republican National Committee (RNC), so etwas wie die Parteizentrale der Republikanischen Partei in den USA, hat jüngst zwei ihrer Mitglieder, Abgeordnete des Repräsentantenhauses, offiziell gerügt. Was haben sich Liz Cheney und Adam Kinzinger zu Schulden kommen lassen? Die beiden nehmen, laut RNC, „an einer von den Demokraten geführten Verfolgung normaler Bürger teil, die sich an einem legitimen politischen Diskurs beteiligen“. Cheney und Kinzinger nutzten ihre „vorgebrachten früheren politischen Zugehörigkeiten“, um den demokratischen Missbrauch der Strafverfolgungsbefugnisse zu parteipolitischen Zwecken zu verdecken.

Cheney ist die Tochter Dick Cheneys, des Vizepräsidenten unter George W. Bush, ein Falke unter Falken, einst stolz auf sein Image als Darth Vader der amerikanischen Politik, eine der dunkelsten, radikalsten und antidemokratisch gesinntesten Gestalten auf der politischen Bühne. Seine Tochter schritt politisch jahrelang in seinen Fußstapfen. Laut Nate Silvers Data-Journalism-Portal FiveThirtyEight stimmte sie als Abgeordnete während Donald Trumps Amtszeit in 92,9 Prozent aller Fälle in dessen Sinne ab. Kinzinger hat in der Vergangenheit gelobt, gegen alle Maßnahmen wider den Klimawandel zu stimmen, die mit höheren Steuern irgendeiner Art einhergingen. Er stimmte für ein Gesetz, das Obamas bessere Krankenversicherung de facto abgeschafft hätte.

Sprich: Cheney und Kinzinger sind keine linken Klischee­gutmenschen­schwätzer oder wie auch immer Vulgärkonservative ihre politischen Widersacher bezeichnen.

Nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar des vergangenen Jahres, der nur noch als Putschversuch zu bezeichnen ist, und den seitdem nicht abreißenden Nachrichten über weitere Umsturzversuche des Trump-Lagers – erst diese Woche kamen Pläne ans Licht, Wahlurnen durch das Militär zu konfiszieren und „alternative“ Wahlmänner nach Washington zu entsenden –, war bei Cheney und Kinzinger das Maß voll. Sie traten dem Untersuchungsausschuss bei, der die Vorfälle aufzuklären sucht.

Ihre Partei aber gleicht inzwischen einem Kult, dem nichts zu peinlich, korrupt oder demokratiefeindlich genug ist, um einer abgewählten und kriminellen Clownsfigur zu gefallen.