Schande

Editorial des Verlegers

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Schande

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe des Hauptstadtbriefs am Sonntag schreibt Maram Stern, Executive Vice President des World Jewish Congress (WJC), angesichts der erschreckenden Vorfälle in Deutschland in den vergangenen Tagen. Die Enttäuschung und eine gewisse Bitterkeit, die aus seinem Beitrag hervorgeht, sollte uns alle mehr als nachdenklich stimmen. Die Beschreibung der anti-israelischen Demonstration kann nicht anders als wehtun: „Vandalismus, Steinwürfe, Verbrennung israelischer Flaggen, massenhafte Beleidigungen und Bedrohungen jüdischer Menschen und mittlerweile auch schon gehäuft körperliche Übergriffe auf Menschen, die man glaubt, als Juden identifizieren zu können.“

Ein aufwühlendes, wichtiges Stück, dessen Lektüre uns allen nur anzuraten ist.

Im zweiten Beitrag dieser Ausgabe macht sich Rolf-Dieter Krause, lange Jahre Korrespondent für die ARD in Brüssel, einige scharfsinnige Gedanken darüber, warum die Europäische Union, trotz aller großtönenden Rhetorik, in einem politischen Stillstand zu verharren scheint. „Europa ist eine Verhinderungsgemeinschaft geworden“, schreibt Krause. Wären Konzepte und konkrete Ideen für Europa nicht ein besseres Thema als Erste und Zweite Staatsexamina oder Partei-Sonderzahlungen, die behandelt werden wie Schmiergelder von zwielichtigen Hedgefonds?

In einer von sanfter Nostalgie getragenen Kolumne, einer der schönsten, die er je geschrieben hat, erinnert Günter Bannas an zwei vorbildliche und verdienstvolle Sozialdemokraten: Willfried Penner und Rudolf Dreßler. Hat die SPD heute noch solche Persönlichkeiten? Zu wünschen wäre ihr es in jedem Fall.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Detlef Prinz

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