Kolumne | Direktnachricht
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IDAHOBIT. Was im ersten Moment wie ein weiteres Werk von J.R.R. Tolkien klingt, ist in Wahrheit der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Trans- und Interfeindlichkeit, der seit 2005 jedes Jahr am 17. Mai stattfindet. Anders als die Bewohner_innen des Auenlandes sind queere Menschen nämlich real und immer noch mit ebenso echten Angriffen wie Diskriminierungen konfrontiert.
Mit der „Ehe für alle“ ist jedenfalls auch in Deutschland mitnichten alles erreicht. So geht es unter anderem um den dringenden Schutz vor queerfeindlicher Gewalt. Allein für das Jahr 2020 wurden 782 Straftaten gegen LSBTIQ+ registriert – im Vergleich zum Vorjahr stieg die Hasskriminalität also um mehr als ein Drittel. Queere Menschen werden außerdem im Arbeitsleben diskriminiert, wovon 30 Prozent betroffen sind – bei trans Personen sind es sogar mehr als 40 Prozent. Ferner benachteiligt das Abstammungsrecht weiterhin Regenbogenfamilien. Und wo früher offen gegen Queerness gehetzt wurde, tut man dies heute eben nur spärlich versteckt, hinter der lautstarken Ablehnung von Gendersternchen und Co.
Mit der Pandemie brachen viele sichere und damit existenziell wichtige Räume für queere Menschen weg. Ob es für diese schwer erkämpften Orte überhaupt ein „nach Corona“ gibt, ist oft unklar. Die Coronamaßnahmen hämmerten zudem die mühsam aufgebrochene Schublade der heteronormativen Kleinfamilie wieder fest zusammen und zeigten: Wer diesem Bild nicht entspricht, wird in unserer Gesellschaft eben immer noch vergessen. Die psychischen Auswirkungen, die all das mit sich bringt, sind schon jetzt verheerend.
Lichtblicke gibt es trotzdem. Zum Beispiel die Bundestagsabstimmung am 19. Mai über zwei Gesetzentwürfe, um das sogenannte „Transsexuellengesetz“ in ein Selbstbestimmungsgesetz zu verändern. Eine politische Mehrheit dafür gäbe es – solange die SPD Rückgrat zeigt und mitmacht. Zusätzlich wird im Bundestag die Änderung von Artikel 3 des Grundgesetzes beraten, um queere Menschen endlich in den dort verankerten Diskriminierungsschutz einzubeziehen. Um wirklich etwas für die Sicherheit und Lebensqualität queerer Menschen zu tun, braucht es jedenfalls einiges mehr, als eine Regenbogenflagge ins Profil zu kleben und „Love is love“ zu posten.
Die Sache ist schließlich: Queere Menschen gab es schon immer. Denn Menschen waren schon immer mehr als nur heterosexuell oder cisgender. We’re here, we’re queer, get verdammt nochmal used to it.