Postskriptum
Postskriptum
Zum Vergleich: Brittney Griner spielt im Damenbasketball in der Güteklasse Luka Modrićs, Kylian Mbappés oder der Lionel Messis, ein echter Superstar, ja eine der besten Spielerinnen aller Zeiten. In der vergangenen Woche kam die US-Amerikanerin durch einen Gefangenentausch nach neun Monaten Haft wieder frei. In einem Schauprozess war sie im August in Moskau zu neun Jahren Haft verurteilt wurden, im November wurde sie in eine Strafkolonie 500 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt verlegt. Ihr „Vergehen“: Im Gepäck bei der Abreise nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine – Griner spielt seit 2014 für UGMK Jekaterinburg, so etwas wie das Real Madrid im Damenbasketball – befanden sich Reste medizinisch verordneten Haschischöls, weniger als ein Gramm.
In Washington haben das Trump-Lager und die ihm trotz des enttäuschen Ergebnisses „seiner“ Kandidaten bei den Kongresswahlen im November noch immer verängstigt-hemmungslos folgenden Republikaner, gelinde gesagt, schrill reagiert. Dass der russische Waffenhändler Viktor Bout, der im Austausch für Griner aus US-Haft entlassen wurde, kein Kosakenchorknabe ist, steht nicht infrage. Dass Trump und seine tugendfreien Tanzpartner seit 2015 und selbst nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sich als Putinfreunde und allzu willfährige Geschäftspartner andienen – McConnell, der die Partei im Senat anführt, läuft längst unter dem Namen Moscow Mitch – lässt die Warnungen vor Bout etwas allerdings etwas hohl klingen.
Der eigentliche – und besonders hässliche – Antrieb für die Gehässigkeiten gegenüber Griner ist noch nicht einmal mehr verhohlen, wofür die Basketballerin in ihren Augen steht: Frau, Schwarz, lesbisch und verheiratet, Aktivistin für Black Lives Matter.
Fox-News-Hassprediger Tucker Carlson übte sich wieder einmal in der Vulgärvariante der „Umwertung aller Werte“ – Griners „Identität“ als „Nicht-Weiße“ und „Lesbe“ seien die Gründe für ihre Vorzugsbehandlung.
Um zu verdeutlichen, dass die neurechte Opferrhetorik verirrt ist, muss nicht auf mehr als 200 Jahre Diskriminierung, Verfolgung und Rechtlosigkeit verwiesen werden. Früher bedenklich, inzwischen aber überwunden – heißt es heute leichtfertig auf republikanischer Seite gern. Die große Mehrheit der republikanischen Senatorinnen und Senatoren und mehr als 120 Mitglieder des Repräsentantenhauses allerdings stimmten Ende November und Anfang Dezember – 2022 – gegen den Respect for Marriage Act, der sicherstellt, dass in einem Bundesstaat geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen auch in den Staaten ihre Gültigkeit behalten, die, angespornt von Verfassungsrichter Clarence Thomas, solche Eheschließungen per Landesgesetz ausschließen wollen.
Noch immer versteht sich die GOP als konservative Partei. Der Respekt für Menschen, die anders lieben als sie, gehört offensichtlich nicht mehr dazu. Den Respekt für sich selbst haben sie auf jeden Fall schon lange zu Gunsten niederer politischer Instinkte preisgegeben.