Stellvertreter

Editorial des Verlegers

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Stellvertreter

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

nach den großen Versprechen des Neuanfangs und den dazugehörigen ambitionierten Ankündigungen geht es in diesen Wochen und Monaten um die ersten sprichwörtlichen Mühen der Ebene.

Damit sind die Gemeinsamkeiten zwischen dem neuen US-Präsidenten und dem schon nicht mehr so neuen Kanzlerkandidaten der SPD aber auch so ziemlich verbraucht.

Joe Biden schickt sich an, die amerikanischen Friedensbemühungen im Jemen zu intensivieren – und er denkt dabei, wie unser Nahostexperte Wolfgang Günter Lerch in dieser Ausgabe des Hauptstadtbriefs am Sonntag erklärt, an eine Neu-Justierung der Beziehungen der USA zum Verbündeten Saudi-Arabien und dem Gegner, dem Iran, den beiden Ländern, die im Jemen schon viel zu lange einen unheilvollen Stellvertreterkrieg führen.

Albrecht von Lucke seziert im zweiten Beitrag dieser Ausgabe die – noch eher zaghaften – innerparteilichen Konsolidierungsversuche von Olaf Scholz, vor allem aber die strategisch ungünstige Lage der Partei zwischen Union, Grünen und Linkspartei, den bislang blassen Kandidaten selbst und die verzwickte Lage vor den kommenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Lerch, lange Jahre der Experte schlechthin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ist vorsichtig optimistisch, dass Biden zumindest mit den irrlichternden Vorstellungen seines Vorgängers aufräumen kann: „Im Rahmen einer Neu-Justierung der Außenpolitik ist Amerikas Diplomatie nun gefragt, gegenüber Iran ebenso wie gegenüber Saudi-Arabien, wo es gilt, den dort nur ganz zaghaft aufkeimenden Prozess einer inneren Öffnung geschickt zu unterstützen.“

Lucke, der für die Blätter für deutsche und internationale Politik und häufig in den großen Nachrichtensendungen und Talkshows das Geschehen auf der Berliner Bühne kommentiert, hegt deutlich weniger Hoffnung, dass die SPD sich bis zur Bundestagswahl aus ihrer prekären Lage befreien kann: „Angesichts immer weiter schrumpfender Ergebnisse ist der Wille zum Regieren an der Seite, oder genauer: unter der Union offensichtlich verbraucht. Doch eine andere Koalitionsperspektive ist bis heute nicht in Sicht. So sehr man auch eine Ampel oder gar Rot-Grün-Rot ins Spiel zu bringen versucht: Beides erscheint weder arithmetisch wahrscheinlich noch sonderlich attraktiv.“

Und wo bleibt das Positive, Herr Verleger?

Die Coronazahlen sinken, immerhin. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass es so weitergeht!

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich bis zur nächsten Woche

Ihr Detlef Prinz

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