Stockholm im Sunshine State

Postskriptum

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Stockholm im Sunshine State

Postskriptum

In sonnigen Orlando, hauptsächlich bekannt für den Vergnügungspark Disney World, fand jüngst die National Conservatism Conference statt, eine Mischung aus republikanischem Parteitag und ideologischem Motivationsseminar – mit Auftritten der Jung- und Altstars der Partei, die sich gern intellektuell etwas angehaucht geben.

Abweichler von der reinen Lehre gibt es bei den Republikanern kaum mehr, einer Partei, deren Stolz einst Persönlichkeiten wie Dwight D. Eisenhower, Nelson Rockefeller und George H. W. Bush galt. Das Glaubensbekenntnis kennt auch nach dessen Abwahl nur einen Namen: Trump.

Insider berichten – und das seit Jahren –, die Parteiprominenz gestehe ihnen im Geheimen, dass sie selbst von Trump entsetzt seien, angesichts dessen anhaltender geradezu hypnotischer Wirkung auf „die Basis“ könnten sie aber nicht anders, als ihm zu huldigen. Den Willen zur Selbstbehauptung haben sie, nicht auf Gedeih und, sondern bloß auf Verderb, aufgegeben.

Programmatisch gab und gibt Trump wenig her, außer kaum gebremstem Rassismus, stolzer Frauenfeindlichkeit und schamloser Korruption. Da die vermeintlich smarteren Populisten der Partei entsprechend keine eigentlichen politischen Ideen vortragen konnten, beriefen sie sich auch in Florida maximal echauffiert auf die Kulturkämpfe, deren Hauptopfer weiße Männer sein sollen, jung und alt, und gegen eine vorgeblich dominante linke Herrschaft. Nichts verlockender, als sich auch endlich einmal als armes Opfer zu stilisieren. Und sei es um den Preis, Wirklichkeit und Mitgefühl auf den Kopf zu stellen.

David Brooks, Inhaber der Planstelle des gemäßigt konservativen Leitartiklers bei der New York Times, begab sich für die Zeitschrift The Atlantic auf Erkundigungstour nach Orlando – und kam entsetzt zurück von der „Katastrophen-Olympiade“. Die Behauptung eines Anschlusses (auch im Original auf Deutsch) der USA durch „woke“ Institutionen sei eine Mär, die These einer großen marxistischen Götterdämmerung (ebenso) verirrt und die ganze apokalyptische Rhetorik eine Erfindung, um die Entscheidung für Trump zu rechtfertigen.

Der Ex-Präsident hat die Partei in Geiselhaft genommen. Zum Dank dafür verehren sie ihn besinnungslos.

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