Supermarktkekse

Kolumne | Aus dem Bannaskreis

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Supermarktkekse

Kolumne | Aus dem Bannaskreis

Er war der Hausflughafen von Gerhard Schröder und Angela Merkel. George W. Bush landete dort und Barack Obama auch: Nicht TXL aus den 1970er-Jahren, sondern der kleine Bruder, Tegels militärischer Teil, dem ganz und gar nichts Repräsentatives anhaftete. Barackenartig, backsteinrot klinkerverblendet, den Charme der Vorvergangenheit der Fliegerei verbreitend. Aus der Zeit gefallen. Kleiner noch als sein ebenfalls nicht überdimensionierter Vorgänger Köln/Wahn, der immerhin noch über einen Duty-free-Shop verfügt hatte, was, als das Rauchen in den Regierungsmaschinen noch geduldet war, eine schöne Sache war für die Flugbereitschaft der Bundeswehr und ihre Kundschaft, zu der nicht bloß die Spitzen der Republik, sondern auch ihr Tross gehörte: Ministeriale, Sicherheitsbeamte, Leute der Wirtschaft und der Kultur. Journalisten auch.

Selbst die findigen Taxifahrer brauchten eingängige Beschreibungen – wo, wie und wohin. Vom Zentrum Berlins aus gesehen hinter Berlin-Tegel im ehedem französischen Sektor der Stadt gelegen. Anfahrt über die Avenue Jean Mermoz, eine Allee, benannt nach einem französischen Piloten der Zwischenkriegszeit. Schmucke Einfamilienhäuser, Parken vor der Tür, lässige Kontrollen. Einen Taxistand gab es nicht, was bei nächtlicher Rückkehr der „Regierungsflieger“ regelmäßig zu einigem Durcheinander von bestellten Wagen und inzwischen Übermüdeten führte, wenn draußen schon die Namen derer ausgerufen wurden, die drinnen noch am Gepäckband drängelten – nach einer Woche Arabien oder einem Drei-Tage-China-Trip. Meist pünktlich auf die Minute, wenn auch, wohl sicherheitsbedingt, ohne Ankündigung auf Monitoren. Immerhin: Ausweis und Handgepäck wurden regelkonform kontrolliert, von wegen Nagelfeile oder so, was etwas Kurioses an sich hatte. Die Leute kannten sich. Zwei Wartesäle, schmucklos: Einer für die Prominenz, einer für den Medienbetrieb und sonstige Hintersassen. Kaffee aus Thermoskannen, Kekse vom Supermarkt. Bei trockenem Wetter kurzer Fußweg übers Rollfeld. Nun also Gegenwart, mit neun Jahren Verspätung: BER, draußen vor der Stadt. Von einem „Regierungsterminal“ ist die Rede. Zweistöckig, angeblich teils abhörsicher, stattlich. Aus Kostengründen freilich wieder ein Provisorium. Bis 2030, mindestens, wie die Erfahrung lehrt, zumal in Corona-Zeiten. So weit zu überblicken, wird Donald Trump dort nicht landen und Friedrich Merz nicht starten.

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