Über die „Westlessness“ hinaus

Security Times-Beitrag | Sonderausgabe der MSC

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PICTURE ALLIANCE/XINHUA NEWS AGENCY
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Über die „Westlessness“ hinaus

Security Times-Beitrag | Sonderausgabe der MSC

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Seit fast sechs Jahrzehnten treffen sich Staats- und Regierungschefs der Welt jeden Winter im Hotel Bayerischer Hof in München, um über die dringendsten Herausforderungen für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu diskutieren.

Im Jahr 2021 hat die Pandemie uns dazu gezwungen, die Konferenz zu verschieben. Aber wir bleiben unserer Kernaufgabe – eine globale Plattform für einen informellen kritischen Dialog zu schaffen – zutiefst verpflichtet. Ein Dialog darüber, wie man den Frieden bewahrt, die Zusammenarbeit fördert und Konflikte verhindert.

In Deutschland dachten viele, dass wir nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Wunder der Wiedervereinigung vor 30 Jahren nur noch von Freunden und Partnern umgeben seien. Besonders Deutschland wähnte sich in der komfortablen Lage, von nun an mit ewigem Frieden und Harmonie gesegnet zu sein.

Heute müssen wir uns einer bitteren Wahrheit stellen: Europa steht mitten in einem „Ring aus Feuer“: umgeben von blutigen Konflikten im Osten – in der Ukraine und in der kaukasischen Region – aber auch im Süden, rund um das östliche Mittelmeer und in unserer afrikanischen Nachbarschaft.

Der Wettlauf der Großmächte erlebt ein Comeback. Die auf Regeln basierende internationale Ordnung und ihr institutioneller Rahmen wurden geschwächt. Und wir sehen uns mit den massiven Auswirkungen des Klimawandels und einer globalen Pandemie mit potenziell lähmenden Auswirkungen auf Stabilität, Wohlstand und Menschenrechte konfrontiert.

Vor einem Jahr stand die MSC unter dem Titel „Westlessness“. „Westlessness“ beschreibt die Vorstellung, dass nicht nur die Welt, sondern auch der Westen selbst weniger westlich werden – weniger regelbasiert, weniger werteorientiert, weniger liberal. Das vergangene Jahr hat unsere Diagnose leider weitgehend bestätigt. Viele der geopolitischen Gewissheiten, welche die Ära nach dem Kalten Krieg definiert haben, erodieren weiterhin auf gefährliche Weise.

Aber es gibt auch Zeichen der Hoffnung. Deshalb sollten wir jetzt den Blick nach vorne und über die „Westlessness“ hinaus richten.

Bei unserer Sonderausgabe der Münchner Sicherheitskonferenz suchen wir nach Antworten auf drängende Fragen: Wie können wir die transatlantische Partnerschaft wieder aufbauen, erneuern und reformieren? Und wie können wir globale Herausforderungen, wie den Klimawandel und die aktuelle Pandemie, mit vereinten Kräften angehen?

Um diese Themen zu diskutieren, haben wir einige der weltweit führenden Entscheidungsträger eingeladen.

Zum ersten Mal überhaupt spricht heute ein amtierender Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Im Jahr 2019 versprach Joe Biden: „Wir werden zurückkehren.“ Er hat sein Versprechen gehalten und München für seine allererste Botschaft an seine Alliierten und Partner in Europa ausgewählt. Dafür sind wir dankbar. Es ist kein Zufall, dass Präsident Biden beschlossen hat, diese erste außenpolitische Ansprache in Europa und in Deutschland zu halten. Dies bringt eine große Verantwortung für Berlin mit sich. Wir Deutschen sollten uns fragen: „Was können wir tun, um das wichtige transatlantische Band wiederzubeleben“, anstatt darauf zu warten, dass die neue US-Regierung das transatlantische Paradies zurückbringt.

Hoffen wir, dass die Diskussion, die wir an diesem Wochenende in München beginnen, die notwendigen Impulse liefern wird, um gemeinsam und in gemeinsamer transatlantischer Verantwortung voranzuschreiten.

Dieser Beitrag basiert auf einleitenden Worten des MSC-Vorsitzenden, Botschafter Wolfgang Ischinger, anlässlich der Special Edition der Münchner Sicherheitskonferenz am 19. Februar 2021.

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