Und jetzt alle: ABA

Kolumne | Direktnachricht

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DPA/APA/PICTUREDESK.COM
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Und jetzt alle: ABA

Kolumne | Direktnachricht

Am vergangenen Wochenende kam es in Leipzig erneut zu einem Superspreader-Event für Lügen, Verschwörungserzählungen und Gewaltfantasien. Mindestens 43 Journalist_innen die vor Ort waren, wurden laut Deutscher Journalist_innen Union (DJU) an ihrer Arbeit gehindert. Viele von ihnen wurden durch die Demoteilnehmer_innen bedroht und sogar körperlich angegriffen. Währenddessen schaute die Polizei oft nur zu und zog sich sogar zurück.

Der Zusammenschluss aus Coronaleugner_innen, der zu Beginn der Pandemie als sogenannte Hygienedemos startete und unter dem Label „Querdenken“ bundesweit Ableger bildete, radikalisiert sich so erwart- wie unübersehbar. Beschimpfungen der angeblich ach so „friedlichen“ Esoterikfans nehmen genauso zu, wie sich immer mehr gewalttätige Neonazis in den ersten Reihen finden. Dennoch versucht „Querdenken“ sich selbst weiterhin als „Freiheitsbewegung“ zu inszenieren.

Doch um wessen und welche Freiheiten geht es denn tatsächlich, wenn sich von Rassismus betroffene Menschen angesichts dieser Demonstrationen nicht mehr trauen, im öffentlichen Raum unterwegs zu sein? Wenn Jüd_innen vermittelt bekommen, dass antisemitische Aussagen und Bilder im wahrsten Sinne des Wortes eine Bühne bekommen und nicht der Ahndung wert sind? Wenn die Ansteckungsgefahr für andere Menschen und die Überlastung des Gesundheitssystems komplett ignoriert werden? Wenn man sich in Anbetracht rassistischer und rechtsextremer Äußerungen und Taten sorgen muss, dass die Polizei beim nächsten Mal die Demoteilnehmenden nicht nur gewähren lässt, sondern ihren „Schließt euch an“-Rufen folgt?

Diese Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Hinzu kommt die Frage, warum die Versammlungsfreiheit unter Corona nur dann als höchstes Gut gilt, wenn Menschen auf die Straße gehen, die die notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen ablehnen und absehbar gegen diese verstoßen. Dagegen aber Veranstaltungen wie das Gedenken in Hanau, Halle oder zum 9. November schlicht verhindert und abgesagt werden – mit Verweis auf das Infektionsrisiko.

Wir scheinen heute offenbar näher dran zu sein, erfolgreich einen Impfstoff gegen Corona zu entwickeln, statt ein Mittel gegen die Corona-Querfront zu finden. Dabei sollte eigentlich beides ganz selbstverständlich zur Pandemiebekämpfung dazugehören. Ein Umgang mit Verschwörungserzählungen könnte die ABA-Formel sein: Aufklären, Blockieren und – auch dort sehr wichtig – Abstand halten.

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