Untaten

Editorial des Verlegers

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Untaten

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

der Terroranschlag in Wien hat uns alle schwer erschüttert.

Schon die vorsichtige Formulierung, eine solche Tat sei „im Namen“ einer Religion begangen worden, mit der sich der Sprecher gegen den Verdacht absichern will, diese als Ganze zu verurteilen, erscheint mir nicht angebracht. Das hat weniger mit der Befolgung etwaiger Gebote einer oft verunglimpften Idee von Political Correctness zu tun. Nein, wir sollten den in Wahrheit nihilistischen Attentätern nicht den Gefallen tun, ihre Untaten auch nur in die Nähe einer Religion zu rücken. „Die Terroristen trachten nach unserem Leben, nach unserer Freiheit und wie wir hier in Europa leben. Sie führen Krieg gegen Gott und seinen Menschen“, hat der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, gesagt. Dies vorausgeschoben, kann – und muss – über alle Präventionsmaßnahmen diskutiert werden. Je klarer dabei jedoch kommuniziert wird, dass diese sich nicht gegen einen Glauben richten, sondern gegen eben jenen Krieg „gegen Gott und seinen Menschen“, umso eher sollte es möglich sein, Attentate wie das in Wien in Zukunft zu verhindern.

In diesem Hauptstadtbrief am Samstag meldet sich unser Wien-Korrespondent Klaus Prömpers mit einem Lagebericht aus der österreichischen Hauptstadt. Er berichtet von der Schreckensnacht und umreißt die möglichen und notwendigen Verbesserungen im Kampf gegen den Hass.

Im zweiten Beitrag dieses Hauptstadtbriefs fasst unsere Expertin für Osteuropa Gwendolyn Sasse die Lage in Belarus zusammen, die – man kann es nicht anders sagen – noch immer auf des Messers Schneide liegt. Sasse, Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS), erläutert die verfahrene Situation, in der nicht nur in Minsk die Parteien nicht so recht wissen, wie es weitergehen soll. Auch Russland und die Europäische Union scheinen eher unschlüssig über ihre eigenen Strategien zu sein. Es bleibt eine gefährliche Gemengelage.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich – bis morgen

Ihr Detlef Prinz

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