Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
die deutsche EU-Ratspräsidentschaft nähert sich in diesen Tagen ihrer Mitte – wann, wenn nicht jetzt, wäre es Zeit für eine europäische Initiative der Bundesregierung? Frank Hofmann, der sich wie kaum ein Zweiter mit den unterschiedlichen gesundheitspolitischen Reaktionen in der EU und der Welt beschäftigt hat, fordert eben dies. Deutschland hat sich bisher – hoffen wir, dass es angesichts wieder steigender Fallzahlen so bleibt – im Großen und Ganzen wacker, in bestimmten Bereichen sogar sehr gut durch die Coronakrise manövriert. Jetzt wäre es an der Zeit, in Europa selbstbewusst und großzügig Führung zu übernehmen.
Hofmann weiß, dass die Europäische Union nach dem aktuellen Vertrag von Lissabon über keine exekutive Kompetenz im Bereich der öffentlichen Gesundheit verfügt. Aber „das deutsche Gesundheitssystem hat in den vergangenen Monaten eine erstaunliche Lernkurve gemacht und viel Erkenntnis gewonnen, die geteilt werden kann.“ Schon dies kann einen deutschen Führungsanspruch in dieser Krise gut begründen. Denn: „Wer helfen kann, muss es auch tun in einer Gemeinschaft, weil die Solidarität, auf die man sich einmal geeinigt hat, sonst nur noch hohle Phrase ist.“
Im zweiten Beitrag nutzt der Germanist und so gelehrt wie elegant schreibende Autor Karl-Heinz Göttert die Gelegenheit und verfasst nach den jüngsten rhetorischen Fehlgriffen von Christian Lindner und Friedrich Merz eine erhellende, amüsante kurze Geschichte der politischen Redekunst. Seine anekdotenreiche Erzählung verdeutlicht zugleich, dass die politische Rede eben nicht tot ist, selbst wenn heute weniger charismatische Rednerinnen und Redner in Berlin vor die Mikrofone oder ans Pult treten.
Wer wie ich anschließend noch mehr lesen will, greife zu Götterts wundervollem Werk „Mythos Redemacht. Eine andere Geschichte der Rhetorik“, das 2015 bei S. Fischer erschien, selbst ein historisches und sprachliches Feuerwerk.
Hinweisen darf ich an dieser Stelle mit besonderer Freude auch auf die jüngste Ausgabe der German Times aus dem Hause Times Media/Prinz Medien. Die einzige englischsprachige Zeitung aus Deutschland erscheint anlässlich des 30. Jahrestages der Deutschen Einheit am Freitag, dem 2. Oktober.
Unter anderem ruft dort der Herausgeber Theo Sommer in seinem Leitartikel Deutschland dazu auf, mehr Initiative für Europa zu übernehmen, Gemma Pörzgen erklärt die Zusammenhänge in Sachen Russland, Belarus und der EU, und Jonathan Lutes wartet mit einer bestechenden These in Sachen Cancel Culture auf.
Über den Stand der Deutschen Einheit schreiben Sabine Rennefanz, Wolfgang Engler und Martin Machowecz – und in der „Zeitung in der Zeitung“, der Berlin Times, schreibt Agnes Monka über das Jüdische Museum, Peter Köpf über 100 Jahre Berlin und Lorenz Maroldt über den „BEEEEER“ – gemeint ist natürlich der Berliner Flughafen.
Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich erst einmal – bis morgen
Ihr Detlef Prinz