Editorial des Verlegers
Editorial des Verlegers
Liebe Leserinnen und Leser,
lassen Sie mich ohne Umschweife zu den Autorinnen und Autoren und wichtigen Beiträgen dieser außergewöhnlichen Ausgabe des Hauptstadtbriefs am Sonntag kommen. Maram Stern, Executive Vice President des World Jewish Congress (WJC), wendet sich in einem schwergewichtigen und in seiner Deutlichkeit leider notwendigen Text angesichts des Holocaust-Gedenktages an diesem Mittwoch an uns alle.
Stern beschreibt seine Betrübnis, dass dieser Tag in diesem Jahr aufgrund der Pandemie anders begangen werden muss und was dabei verloren geht – die persönlichen Begegnungen mit den wenigen Überlebenden, die Zeugen der ungeheuerlichen nationalsozialistischen Verbrechen sind, „ihren Worten und Schilderungen zu lauschen, ihren Schmerz zu teilen, aber auch ihren Kampfgeist wider das Böse zu erleben.“
Sterns Text ist aber zugleich ein eminent politischer. Er wendet sich gegen die wahrlich erbärmliche Instrumentalisierung der Geschichte durch antisemitischen, rassistischen und kruden Verschwörungstheorien auf den Leim gegangenen Gruppen – „Dreckschleudern an Unfug, Lügen und Hass“.
Ich würde am liebsten eine Stelle nach der anderen aus Sterns Beitrag zitieren, etwa seinen so schlüssigen wie bedenkenswerten Satz über eine Partei im Deutschen Bundestag, die sich noch immer gern den Deckmantel falscher Bürgerlichkeit umhängen will: „Es ist müßig, die AfD in Flügel oder Strömungen zu unterteilen und mit der Lupe nach scheinbar ‚Gemäßigten‘ zu suchen. Es ist wie bei Trump: Wer dabei ist, ist dabei. Genug der Ausreden!“ Es sollte allerdings klar sein, dass ich Ihnen die Lektüre dieses Beitrags nur wärmstens ans Herz legen kann – und Maram Stern noch einmal ausdrücklich danken, dass er ihn uns geschickt hat.
Im zweiten Beitrag dieses Hauptstadtbriefes versteht es Ursula Münch, die ich in unseren Redaktionskonferenzen immer als unsere Starkommentatorin ankündigen darf, all die unzähligen Leitartikel, die diese Woche zum neuen CDU-Vorsitzenden erschienen sind, mit einem eleganten Federstrich hinfällig werden zu lassen. Die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing verbindet ihre die Machtverhältnisse klug kalkulierende Analyse mit ihrer stupenden Kenntnis der Partei(en)geschichte – und kommt zu einer dankenswert klaren Schlussfolgerung. Aber bevor ich diese nun an dieser Stelle auch noch zitiere, lade ich Sie lieber zur überaus lohnenswerten Lektüre selbst ein.
Und verbleibe mit herzlichen Grüßen bis zur kommenden Woche
Ihr Detlef Prinz