Wiederbelebung

Editorial des Verlegers

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Wiederbelebung

Editorial des Verlegers

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist ein eindrucksvolles Buch mit dem sprechenden Titel „Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran“, das Natalie Amiri aus dem Iran mitgebracht hat.

Die Moderatorin des „Weltspiegels“ leitete von 2015 an das ARD-Büro in Teheran, ehe sie Mai vergangenen Jahres vom Auswärtigen Amt gewarnt wurde, nicht mehr in den Iran zu reisen.

Für diesen Hauptstadtbrief am Samstag kommentiert Amiri die aktuelle Lage im Land und die innen- und außenpolitische Dimension des Atomprogramms. Kann Joe Biden den von seinem Vorgänger leichtfertig aufgekündigten Deal wiederbeleben? Wie viel Handlungsspielraum hat Staatspräsident Hassan Rohani überhaupt gegenüber dem religiösen Führer Ali Chamenei, dem höchsten Amt im Land, und der mächtigen Institution des Wächterrats?

Amiri erzählt aber auch von der Vielfalt des Landes, einer zwischen Aufbruch und Enttäuschung sich zerreibenden Zivilgesellschaft, die sich in so vielen Aspekten von der „reinen Lehre“ der Islamischen Republik unterscheidet – insbesondere was die Rolle und Bedeutung der Frauen in der Gesellschaft betrifft, die aber auch, wie Amiri berichtet, alles andere als geschlossen amerikafeindlich gesinnt ist.

Eine Passage hat mich besonders bewegt. Amiri beschreibt, mit welcher Akribie die Sicherheitsbehörden ihre Arbeit verfolgten: „Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute kontrollierten sie uns westliche Journalisten. Die Zwischentöne und geheimen Botschaften in meinen Beiträgen verstanden sie am besten. Sie hörten genau das, was ich eigentlich vermitteln wollte: Große Teile der Bevölkerung im Iran haben genug von der Islamischen Republik. Sie sind erschöpft, müde, aufgerieben vom Kampf ums Überleben in einem korrupten Staat.“

Amiris Buch „Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran“ ist gerade im Aufbau Verlag erschienen. Ich kann es allen Leserinnen und Lesern, die weiterlesen wollen, nur wärmstens ans Herz legen.

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich – bis zum morgigen Ostersonntag

Ihr Detlef Prinz

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